7/02/2007

Das Geheimnis dieses Sommers

Lange hatte ich gerätselt wie das eigentlich sein kann, Global Warming allenthalben, aber hier nur Regen und Kälte. Heute dann entdeckte ich die schreckliche Wahrheit. Ich war unten in der Waschküche, die Maschine volladen und Wäsche von der Leine nehmen. Da hörte ich aus dem - stets verschlossenen - Heizungskeller ein merkwürdiges Geräusch. Eine Art glucksendes, bösartiges Lachen. Ich sah herüber zur Tür und bemerkte, dass sie nur angelehnt war. Ich schlich näher heran und spähte durch den Türspalt. Drinnen konnte ich im fahlen, von einer nackten Glühbirne gespeisten Licht meine Vermieterin ausmachen. Sie saß vor mehreren, an eine kantige Maschine angeschlossenen Monitoren und starrte in Gedanken versunken aus pupillenlosen Augen auf die Bildschirme. Einige zeigten sich bewegende Graphen und EKG-artige Wellenlinien, andere Aufnahmen der oberen Atmosphäre, wieder andere Satellitenbilder von Wolkenwirbeln über dem europäischen Kontinent. In einem roten Fluoreszentdisplay blinkten sich ständig selbst aktualisierende Daten: "Kaltfrontgenerator online - Niederschlagsmultiplikator bei 80% steigend - Energetische Solareinwegspiegel in oberer Stratosphäre ausgerichtet usw. An der Wand hing ein Poster von Daniel Düsentrieb. Ich atmete vor Erstaunen laut hörbar aus. Meine Vermieterin fuhr herum.
- "Oh, Herr [x], was machen Sie denn hier?" Mit einem leisen *plopp* kamen ihre Pupillen zurück. Mich beschlich aus unerfindlichen Gründen ein Gefühl von Déjà Vu.
- "Ich... ich hol nur meine Wäsche. Und was machen Sie...?"
- "Ach das... das ist nur die neue Hauswärmepumpe... ich überprüfe nur ob sie richtig läuft... und sehe dabei -- fern, ja, den -- Wetterbericht, damit es nicht so langweilig ist."
- "...verstehe..."
- "Jaaaa.... ja genau."
Längeres Schweigen. In der Ferne krächzte ein Bussard. Da war das Gefühl wieder.
- "War denn sonst noch was, Herr...?"
- "Nein. Nein, alles super."
- "Dann noch einen schönen Tag Ihnen."
- "Danke. Äh, gleichfalls."
- "Und machen Sie bitte die Tür zu."
- "Ja.... mach ich. Auf wiedersehen."
- "Und falls Sie das Haus verlassen, denken Sie bitte daran, die Haustür zu schließen."
Ich schloss die Tür und verließ den Keller. Ich trat an die frische Luft. Mühsam versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen. Das Wetter, dachte ich, selbst das Wetter. Wer hätte das gedacht.


5 comments:

lars_alexander said...

Sowas hab ich mir gedacht. Aber egal. ICH fall auf den Fiction Marker nicht rein!
Das ist der älteste Trick der Welt, die Wahrheit als Fiktion zu verkleiden!
Wer hat das nicht schon alles gemacht? Gott, Lovecraft, Larry Flynt und dieser Kerl, der dieses fragmentarische Buch schreibt... (gruselig eigentlich)

UNS kannst Du nicht täuschen! WIR wissen ausserdem wo sie wohnt und haben DIE Maschine schon "untersucht".
Nächste Woche gibt's gutes Wetter.

Anonymous said...

@ lars_alexander:
Ich bin ganz deiner Meinung. Vermutlich versucht Ghost in the Machine als nächstes, uns die Existenz von Vampiren, Werwölfen und der katholischen Kirche auszureden.
@ ghost in the machine:
Hast du schon herausgefunden, in welchem Radius, sie das Wetter manipuliert. Ich hätte wegen dem Verdienstausfall in den letzten drei Wochen noch ein Hühnchen mit ihr zu rupfen...

Anonymous said...
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Anonymous said...
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Anonymous said...

Nun Ronny. Danke erst mal für die Blumen. Jedoch bin ich nach viel beißender Kritik meines hochliterarischen Bruders nicht mehr sehr von meinen literarischen Fähigkeiten überzeugt.

Muß gucken, ob ich im Sommer noch mal in Gi bin. Bei dir alles ok?

lg
Daniel

 
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