12/14/2006

Das Geheimnis meiner Vermieterin

Als ich eben die Treppe zu meiner Wohnung hinaufstieg, hörte ich aus der Wohnung meiner Vermieterin, die unter der meinen liegt, merkwürdige Geräusche, eine Art monotonen Singsang. Ich horchte eine Weile an der Tür, doch ich verstand die Worte nicht. Ich wollte wissen, was da passierte, traute mich aber auch nicht zu klingeln. Schließlich stellte ich fest, dasss die Wohnungstür nicht verschlossen war. Es war stickig, und ein merkwürdiger, metallischer Geruch lag in der Luft. Ich ging auf die angehlehnte Wohnzimmertür zu. Noch bevor ich durch den Spalt sehen konnte, erkannte ich zwei Dinge: Erstens, dass ich den Singsang deshalb nicht verstanden hatte, weil es kein Deutsch war, sondern eine Mischung aus Latein und Aramäisch.Und zweitens, dass ein Blutrinnsal unter der Tür hindurch in den Flur sickerte. Dann blickte ich in den Raum und sah meine Vermieterin, umringt von Gestalten in schwarzen Kapuzen in einem mit Blut gemalten Pentagramm stehen, dessen fünf Ecken von Ziegenschädeln mit schwarzen Kerzen darin flankiert wurden. Was trieben die da bloß? Mit Schaudern dachte ich an mein Elfmetervoodoo-Erlebnis vom letzten Sommer und begann, nach Wachsfiguren von Fußballern Ausschau zu halten. Doch da waren keine Fußballer. Da war nur ein Foto von – mir. „Was?“ entfuhr es mir. Die Versammlung schreckte hoch, die seltsamerweise pupillenlosen Augen meiner Vermieterin richteten sich auf mich.
Oh... das tut mir leid, dass Sie uns hier so sehen mussten... es ist nicht so, wie es aussieht.... wir proben nur für... für das mittelalterliche Burgtheater nächsten... nächsten Sommer“, sagte sie nicht unfreundlich. Mit einem leisen „Plopp“ kamen ihre Pupillen zurück.
Ach so“, antwortete ich, „dann ist ja... alles klar...“ und, mit einem Blick auf mein Foto, dass in einem merkwürdigen Kreidekreis lag und dessen Ecken versengt und mit Blut voll gesogen waren, setzte ich hinzu: „Das... ist das nicht meins?
Jaaaa.... das habe ich gefunden, es muss ihnen aus dem Rahmen und ... unter der Tür durch und ... nun, und dann durchs Treppenhaus bis in meine Wohnung gefallen sein. Möchten Sie es zurück?
Nein. Nein, danke.
Längeres Schweigen. In der Ferne hörte man einen Bussard krächzen.
Gut, dann....
Ja, dann...
Ja, dann ist ja alles klar...
Ja, Frau K., genau, ich geh dann mal... und schönen... schönen Abend noch Ihnen... allen.
Jaaaa, vielen Dank, Ihnen auch.
Gut, dann auf wiedersehn.
Treten Sie bitte nicht in das Blut, ich hab frisch geputzt.
Ich ging in meine Wohnung und schloss hinter mir ab. Jetzt, wo ich so über all das schreibe, kommt es mir ehrlich gesagt doch ein bisschen komisch vor. Sollte meine Vermieterin... nein, das ist ein zu bizarrer Gedanke. Andererseits... Moment, es klingelt.

So da bin ich wieder. Ich denke es war alles viel Lärm um nichts. Vergesst es einfach. Ich werde jetzt übrigens bis auf weiteres verreisen. Auch mein Telefon melde ich gleich noch ab, ich bin also nicht mehr erreichbar. Bis dann,
euer Rolf

11/23/2006

Stressinduzierte Verhaltensauffälligkeiten 1

Wie alle Leute, die die meiste Zeit des Tages arbeitend am Computer verbringen, finde auch ich immer wieder Wege, irgendwas anderes, ablenkendes, bei minimalen Zeitverlust nebenherzumachen. Was man zum Beispiel machen kann, ist: Songcover-Themenstunden. Im Hintergrund lässt man alle existierenden Coverversionen eines Klassikers laufen und erstellt in der Pause ein kleines Ranking. Beispielsweise die letzte Themenstunde heute, 15.00-16.00: Sympathy For The Devil. Hier das Ranking:
7. Ozzy Osbourne
6. Jane´s Addiction
5. Sisters Of Mercy
4. Black Crows
3. Rolling Stones
2. Guns´n´Roses
1. Udo Lindenberg
Ganz erstaunlich. Udo chillt tatsächlich immer noch am besten.

11/21/2006

Die Liste der Woche

Die 6 poetischsten Gedichtanlässe der letzten Woche

6. Der leer in die Ferne schweifende Blick der EDEKA Kassiererin, während der Betrag von meiner Geldkarte abgebucht wurde.
5. Der goldene Sonnenuntergangslichtstrahl direkt durch das einzige Loch in der Wolkendecke letzten Montag.
4. Der ältere Herr, der bei strömendem Regen unter einem schwarzen Schirm allein an einer Bushaltestelle saß.
3. Auf der warmen Seite der Scheibe auf der Fensterbank sitzen und, hinausstarrend, über das Leben nachgrübeln.
2. Das Lächeln in den Augen eines Kindes, das dem vermutlich letzten Schmetterling dieses Jahres nachblickte.
1. Fickende Hunde.

10/07/2006

Postbank-Girokonto

Heute war ich trotz angeschlagenen Gesundheitszustands kurz auf der Post, ein paar Sachen für Ebay verschicken. Folgender Dialog entspann sich. Wirklich.
Ich: "Guten Tag, ich hab hier vier Büchersendungen."
Die Frau von der Post: "Hallo! Haben Sie schon ein Postbank-Girokonto?"
Ich: "Nein, aber ich hab vier Büchersendungen, die kann ich Ihnen geben."
DFvdP: "Ja gerne! Danke! Haben Sie schon ein Postbank-Girokonto?"
Ich: "Äh... nein. Aber danke der Nachfrage. Wieviel machen die Büchersendungen?"
DFvdP: "3.20. Wieso haben Sie kein Postbank-Girokonto?"
Ich: "Bitte?"
DFvdP: "Wieso haben Sie kein Postbank-Girokonto?"
Ich: "Entschuldigen Sie, ich bin nicht interessiert an einem Postbank-Girokonto."
DFvdP: "Sie haben also kein Interesse an gebührenfreier Kontoführung und [einige andere Vorzüge, die ich nicht mehr weiß]?"
Ich: "Leider nicht, nein. Ähm... hab ich schon bezahlt?"
DFvdP: "Nein. Haben Sie denn bereits ein Girokonto?"
Ich: "Was?"
DFvdP: "Haben Sie denn bereits ein Girokonto?"
Ich: "Nein... ja natürlich... hören Sie, ich bin wirklich nicht an einem Postbank-Girokonto interessiert."(lege ihr 3.20 hin)
DFvdP: "Dann ist ihr Girokonto gebührenfrei?"
Ich: "Nein."
DFvdP: "Aber..."
Ich: "Hey was ist das?" (deute hinter Sie)
DFvdP: "Was?" (dreht sich um)
Ich hau ab.

Aliens

Es ist schon ein Kreuz mit den Aliens. Nichtsahnend liegt man im Bett und träumt, da kommen sie, richten ihre Traktorstrahlen auf dich und entführen dich direkt durch die Schlafzimmerwände in ihr Schiff, wo sie dir Kanülen in die Arterien stecken, DNA-Proben entnehmen und dich zu wilden Sex-Experimenten nötigen, denen du leider, widerwillig, Folge leisten musst. Das hab ich erlebt, das haben viele andere erlebt. Zum Glück hat Patrick Hübner, 25, („Ein Trupp Aliens kam 2003 in mein Schlafzimmer, hat mich am Unterleib untersucht“) unlängst eine Website lanciert, die den Opfern von Alienentführungen ein Forum bietet, den Vorgang selber enttabuisiert und eine faszinierende Sammlung von Trivia bezüglich des Phänomens der Entführung durch Aliens bietet. Ein Erfolg ist bereits zu verbuchen: Jens Lorek, Anwalt, hat sich weitergebildet zum ersten Spezialanwalt für Menschen, die von Außerirdischen entführt wurden. „Deutschen Opfern“, so Lorek, „stehen nach dem Opferentschädigungsgesetz Leistungen wie Heilbehandlungen, Kuren und lebenslange Renten zu“.

A pro pos, hat eigentlich jemand kürzlich die „CosmicConnexion“ auf Arte gesehen? Ich hab´s ja leider verpasst. Aber es war wohl ganz großes Kino: Eine zweieinhalbstündige Sendung, die zeitgleich zur Fernsehübertragung auch per Spezialantenne in Richtung des Sterns Errai abgestrahlt wurde, und die inhaltlich so ausgelegt war, dass sie den Aliens die Menschheit erklären sollte. Wenn das Signal dann in 45 Jahren ankommt, kann man wohl nur hoffen, dass Arte das Bild der Menschheit etwas beschönigt hat, denn ansonsten werden uns die Aliens, wenn sie nur einen Funken Verstand haben, augenblicklich vaporisieren.

9/11/2006

Die Sendung mit der Maus: Der George

Das ist der George.



Vor vielen Jahren hat er mal drei echt gute Filme und damit auch ganz schön viel Kohle gemacht. Natürlich erschienen die Filme auch auf Video, in ganz vielen Versionen. Ungefähr so viele wie eure Oma Jahre alt ist. Weil, der George, der will ja auch von was leben.

Dann gab es eine tolle neue Erfindung: Die DVD. Und natürlich brachte der George seine Filme auch auf DVD raus. Aber vorher hat er noch ganz viele neue Szenen und ganz schön stylische neue Effekte reingebaut. Und der Han, die Lieblingsfigur vom George, der durfte auch nicht mehr als erster schießen.

Weil der George dann sagte, dass die originalen Versionen seiner Filme nie auf DVD erscheinen werden, haben sich die meisten Leute dann auch die DVDs mit den komischen neuen Filmen gekauft, auch wenn sie die eigentlich gar nicht so mochten.

Aber der George, der will ja auch von was leben.

Deshalb hat er gewartet, bis fast jeder seine neuen DVDs hatte und dann was sehr schlaues gemacht: Nämlich angekündigt, dass jetzt doch die alten Versionen auf DVD rauskommen sollen. Jetzt würden sich also alle die DVDs mit den alten Fassungen seiner Filme noch dazu kaufen. Aber dann fiel ihm etwas ein und er bekam Schweißausbrüche. So wie eure Mami, wenn ihr wieder den Haushaltsreiniger getrunken habt. Und zwar fiel dem George ein, dass es ja immer noch die vier Leute gab, die die DVDs vom letzten Jahr mit den tollen neuen Sachen drauf noch immer nicht gekauft hatten: Der eine aus Nebraska, der eine aus Grönland und die zwei in Gießen. Aber der George wäre nicht der George, wenn ihm nicht auch hierzu was eingefallen wäre: Und so beschloss er, die alten Fassungen einfach ausschließlich im Doppelpack mit den neuen zu verkaufen, zum doppelten Preis. Jetzt müssen also alle, die nur die alten Versionen von den Filmen vom George wollten, trotzdem die neuen dazu kaufen.

Ist schon ´n Fuchs, der George

9/04/2006

Gespenter Geschichten - Eine Moritat

Vor knapp 30 Jahren ging der Bastei-Verlag mit einer deutschen Comicheftserie an den Start, die innerhalb kürzester Zeit sogar die Auflagenzahl der Micky Maus überholte und für 30 Jahre lang die deutsche Heftchenlandschaft entscheidend mitprägte: Gespenster Geschichten. Jede der wöchentlich erscheinenden Nummern enthielt jeweils 4-5 Kurzgeschichten und ein Bild aus der „Monster Galerie“.



In bester Poe-Manier waren die Helden der Geschichten meist Anti-Helden, die zum Ende hin ihr zumeist verdientes Schicksal ereilte. Nur waren die Geschichten eben nicht von Poe. Auch nicht von irgendeinem anderen halbwegs begabten Schriftsteller. Nein, sie waren Edel-Trash erster Güte, offensichtlich nach dem Prinzip freien Assoziierens geschrieben und vermutlich während der Mittagspause in der Bastei Verlagskantine verfasst.

Eigentlich waren es ja auch gar nicht viele Geschichten, es gab vielmehr eine überschaubare Anzahl von Geschichten-Prototypen, die sich fast identisch immer wieder aufs Neue abspielten.

Typ 1: Der Protagonist begeht einen Mord aus niederen Motiven, doch der Geist des Opfers kehrt zurück und rächt sich blutig.
Typ 2: Der Protagonist schlägt alle Warnungen einer alten Frau / eines verängstigten Eingeborenenstammes / einer geheimnisvollen Hellseherin in den Wind und verschafft sich einen verfluchten Schatz/Schmuckgegenstand/Götzenbild. Daraufhin erscheint ihm ein Geist/Monster/Inkagott und rächt sich blutig.
Typ 3: Der Protagonist rettet eine Jungfrau in Nöten vor einem vermeintlich gefährlichen Monster, um dann festzustellen, dass die JiN sich in das eigentliche Monster verwandelt - vor dem ihn Monster #1 nur warnen wollte - und ihn auffrisst.
Typ 4: Der Protagonist schließt einen Pakt mit einem Geist/Dämon/dem Teufel persönlich, weil er denkt, er könne sich den Konsequenzen durch einen Trick entziehen, stattdessen zieht er aber natürlich die Arschkarte.
Typ 5: Der Protagonist kann mit seiner Freundin einem Vampir/Werwolf/irgendwie geartetem Monster in letzter Sekunde entwischen, muss aber zu Hause feststellen, dass es seine Freundin leider doch erwischt hat, da sie plötzlich als Vampir/Werwolf/IgM vor ihm steht.

Die Vorhersehbarkeit machte die Heftchen aber erst richtig cool. Und dass sie noch übler getextet als gezeichnet waren, fiel einem mit 10 natürlich nicht auf. Beispielsweise machten die Männer immer „AAARGH“, während die Frauen immer „JIIIII“ machten. Die Namen der Protagonisten waren meist Verballhornungen wie „Jack Landon“, „Micky Jagger“, „Jack Frost“ etc. Ausrufe des Entsetzens (neben AAARGH und JIIII) waren ausschließlich „Meiner Treu!“, „Allmächtiger!“ und „Bei allen...“. Außerdem neigten alle Figuren dazu, auch in den gräßlichsten Situationen das gerade Passiernde noch einmal in einem Monolog zu rekapitulieren: „Meiner Treu! Die gallertartige Masse scheint lebendig... sie formt sich zu einer skelettierten Hand... greift nach mir und drückt mir die Kehle zu! Bei allen...!“ Am Ende der Geschichten stand meistens nicht „Ende“ sondern ein kurzer Schriftzug, der schnell zum Kult wurde: „Seltsam? Aber so steht es geschrieben...“ Das allergeilste aber waren immer die markigen Titel. Wenn es in einer Geschichte beispielsweise um ein Ungeheuer ging, das im Sumpf wohnt, dann hieß die Geschichte nicht „Das Ungeheuer aus dem Sumpf“, sondern „Im Bannkreis des Schlamm-Dämons“ oder „Attacke des Unterwasser-Seelenholers“ oder so.

Dieses Jahr jedoch ging es dann schließlich doch zu Ende mit dieser phantastischen Serie. Eigentlich schon im März, ich habe es aber erst dieser Tage mitbekommen, denn selbst ich, der ja noch so einiges liest, war dieser Reihe natürlich seit langem entwachsen. Trotzdem war sie ein bestimmendes Stück kollektiver Kindheitskultur und prägte den Heftchenmarkt, vor allem in den 80ern, mit ihrer ganzen bezaubernd-trashigen Sinn- und Wertlosigkeit sowie der sympathischen, völligen Abwesenheit jedes pädagogischen Gehalts und jeder politischen Korrektheit wie keine andere Serie. Aber irgendwann geht es eben auch mit Untoten zu Ende.

9/01/2006

Zombies

Ich mag keine Zombie-Filme. Der erste Vertreter dieses Genres, George A. Romeros legendäres „Night Of The Living Dead“ war noch ´ne ziemlich coole Sache, da es sich hierbei ja eigentlich um einen abgrundtief zynischen Kommentar auf die Degeneration der westlichen Gesellschaft handelte. Viel mehr gab es aber dazu nicht mehr zu sagen, weshalb alle 30.000 folgenden Zombie-Filme diese Idee nur immer wieder aufbrühten – oder das ganze gleich wegließen und einfach nur 90 Minuten Gemetzel zeigten. Zum Thema war eigentlich alles gesagt, weshalb alle folgenden, nach dem ewig gleichen Schema ablaufenden Streifen nur noch langweilig waren und sich folglich durch stetig hochgeschraubten Ekel-Faktor an der Befriedigung ganz anderer Bedürfnisse versuchten. (Was geschickt war, denn so konnte die Zielgruppe beruhigt ihren sadistischen Bedürfnissen nachgehen und dies mit dem immer wieder neu entdeckten politischen Subtext rechtfertigen.)

Das war also meine Meinung zu Zombiefilmen. Bis ich jetzt durch Zufall in einer Horror-Anthologie etwas so geiles entdeckt habe, dass ich versucht bin, meine Meinung zu revidieren: Joe Dantes „Homecoming“.


Um was geht’s?

In einer Talkshow des amerikanischen und rechten Senders FOX reagiert ein Politiker auf die Frage nach dem „Warum“ des Irakkrieges und dem Tode hunderter Soldaten mit dem gespielt emotionalen Ausbruch: „If I had one wish, I´d wish for these fallen American soldiers to come back. Because then, they would tell us that they are proud. Proud that they have fallen for a just cause and their country.“ Leider wird sein Wunsch – von wem auch immer – erhört, und die im Irakkrieg gefallenen Soldaten kehren tatsächlich zurück, und zwar als verschimmelnde Untote. Allerdings nicht, um sich an Menschenfleisch gütlich zu tun. Zunächst reagiert Amerika euphorisch: „I do not want to mock an obviously lesser God, but I guess these Islamist fundamentalists are pretty freaked out by this holy sign of our one true Lord, that the USA will prevail.“ Als die Zombies jedoch eine Pressekonferenz einberufen und erklären, dass sie zurückgekommen sind, um bei der anstehenden Wahl gegen den amtierenden Präsidenten und für jeden zu stimmen, der diesen „auf Lügen basierenden Krieg“ beendet, ändert sich die Meinung der Republikaner und der religiösen Rechten: „This satanic hellspawn is a sign for the end of days, and the devil sent them to make us walk astray from our path.“

Man beginnt, sich Sorgen um die Wiederwahl zu machen: „Can´t we just ignore them? What damage can a couple of hundred votes do to an national election campaign?“ - „One word: Florida.“ - „Oh.“ Der Versuch, die Zombies auf rechtlichem Weg ihres Wahlrechts zu berauben, scheitert jedoch, und die Wahlnacht scheint das Ende der Bush-Administration zu besiegeln. Doch die Präsidentenberaterin hat auch hier eine Lösung: „The people may vote – but we count the votes.“ Und tatsächlich verliert die Linke erneut die Wahl.

Woraufhin die Gefallenen aller amerikanischen Kriege auferstehen, die USA überrennen und Washington besetzen.

Joe Dante ist eine bekennende linke Zecke und liefert hier den ultimativen Kommentar zur aktuellen politischen Situation ab. Die untoten Soldaten sind die Träger der Moral, die rechte Regierung dagegen ein machtpolitisch und heuchlerisch agierendes Instrument, welches mit einer bewussten Lüge – den berüchtigten „weapons of mass destruction“ - einen Krieg entfacht, um ganz eigene Interessen zu verfolgen. Da Bush niemals namentlich genannt wird, können sich die Macher des Films hier so richtig weit aus dem Fenster lehnen („He is not stupid. He has a way of making stupid people believe he´s like them.“) und eine brutale Breitseite nach der anderen abfeuern. Die Söhne Amerikas aber erteilen ihrer Regierung schließlich die finale Lektion: „You don´t play games at the cost of other peoples´ lifes.“ Mit diesem einen Satz aus dem überrannten Washington bringt der Film seine Botschaft und den ganzen Wahnsinn der aktuellen Situation auf den Punkt – dass die Regierung mittels einer Lüge einen Krieg anzettelte, beim Lügen erwischt wurde und – wiedergewählt wurde.

Schade dass weder die Republikaner noch die religiöse Rechte Amerikas besonders viele Horrorfilme schauen.

8/26/2006

Superman Returns



15 Jahre hatte ich auf den neuen Superman-Film gewartet. So lange nämlich war er im Vorproduktions-Limbo verschollen, nachdem man Anfang der 90er Jahre einen neuen, fünften Film dieses Franchises angesagt hatte. Es folgten jahrelange Gängeleien und Missmutigkeiten, kreative und finanzielle Differenzen, eine ellenlange Liste immer wieder verworfener Hauptdarsteller und diverse Drehbuch-Versuche (unter anderem hatte sogar Kevin Smith sich an einem vesucht!). Und nun, endlich, war es also soweit.

Und dann passiert sowas.

Was wir in 145 (!) Minuten geboten bekommen, sind: Ein Superman-Darsteller mit genau zwei Gesichtsausdrücken, eine völlig fehlbesetzte Lois Lane, der man nicht für zwei Sekunden die toughe Reporterin abnimmt, einen Muppet-artigen Suppenkasper als Lex Luthor, einen völlig beknackten Plan zur Erringung der Weltherrschaft und – das ist der Abschuss – Supermans Sohn. Sowie eine Geschichte, die man mühelos in einem einfachen Subjekt-Prädikat-Objekt-Satz zusammenfassen könnte.



Der Lex Luthor der Comics ist ein gefährlicher Mann. Seine Waffen sind die Intrige, das perfide Ränkespiel und sein völlig amoralischer, brillanter Verstand. Der Lex Luthor im Film ist ein zwangsneurotischer Schwachkopf, ausgestattet mit der Konfliktfähigkeit eines Zäpfchens, der zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise bedrohlich wirken kann.

Das ist umso ärgerlicher, da Singer, der Regisseur, bereits zuvor bewiesen hat, dass er nicht in die beliebte Falle tappt, Comicverfilmungen als anarchischen Slapstick zu inszenieren, weil es „ja nur Comics sind“. Seine beiden X-Men Filme zeigen, dass der Mann die Vorlagen kennt, respektiert, und bereit ist, sich auf deren Vielschichtigkeit einzulassen. In „Superman“ aber verbrät Singer leider sein ganzes allegorisches Verständnis in einem Trommelfeuer von Jesus-Anspielungen. Das ist nur leider nicht mehr ganz neu, denn die messianische Ebene dieser Figur ist nicht nur relativ augenfällig, sondern wurde auch schon 1939 von ihren Erfindern explizit benannt und seitdem immer und immer wieder betont. Das hindert Singer leider nicht daran, seine Figuren immer wieder Dinge sagen zu lassen wie „Ich sandte meinen einzigen Sohn“, oder „Der Vater wird Sohn, der Sohn Vater“; des weiteren sehen wir Superman alle 10 Minuten in Kreuzigungspose, was nach über zwei Stunden natürlich etwas eintönig wird. Und für alle, die es dann immer noch nicht geschnallt haben, darf Superman am Ende sterben und von den Toten auferstehen. Also quasi so wie E.T.



Dabei steckt so viel mehr in dieser Figur. Scheinbar einfach angelegt, transportiert sie so viele Bedeutungs- und Inhaltsebenen, dass sie als moderne Mythologie Dekaden überlebte und noch überleben wird. Sowas passiert fiktiven Figuren nicht einfach so.

Bei soviel allegorischer Power kann man dann schon mal den Plot aus den Augen verlieren, was vermutlich die zahlreichen Logik-(Schlag-)-Löcher erklärt, die sich von Anfang an durch den Film ziehen und selbst sechsjährigen Zuschauern unweigerlich auffallen müssen. Einsames Highlight ist hierbei die Aktion am Ende, wenn Superman einen ganzen Kryptonit-Kontinent (!) in den Weltraum schleudert – wenngleich ihn keine fünf Minuten zuvor die bloße Berührung mit Kryptonit, einem für ihn giftigen Erz seines Heimatplaneten, so sehr geschwächt hatte, dass er nicht mehr geradeaus laufen konnte.

Dass man den Surrealismus einer Comicvorlage in einem Film einfangen kann, ohne die Ernsthaftigkeit oder die Spannung zu opfern, hat unlängst Christopher Nolan mit „Batman Begins“ bewiesen. Es wäre schon irgendwie fair gewesen, hätte man dem absoluten Vater aller Superhelden eine ähnliche Behandlung zukommen lassen.

7/24/2006

Gniksam Drawkcab

Ja ist es denn die Möglichkeit? Backward Masking gibt es wirklich! Jeff Milner hat sich ziemlich Mühe gemacht. Checkt mal Stairway To Heaven aus!

7/17/2006

Neulich an der Nachttanke

Eigentlich gestern, aber ich mag Alliterationen. Gestern nacht jedenfalls, an der Aral Tanke, wurde ich Zeuge folgender Szene. Drei Prolls stehen vor mir am Schalter und geben eine scheinbar einfache Bestellung auf: 2 Sixpacks X², eine Flasche Coke, 2 Becks und eine Schachtel Luckys. Also normaler Sonntagnachtbedarf. Der Nachttankenmann, erstes bis zweites Semester, wahrscheinlich Philosophie oder Kunstpädagogik, geht los und holt die Bestellung. Doch er hat sich vertan. "Ich sachte zwei X²." "Oh, sorry." Der Nachtankenmann geht wieder los, nimmt den einen Sixpack aus unerfindlichen Gründen mit und kehrt mit zwei Einzelflaschen zurück. "Ey Mann, zwei Sixpack." "Ach so, sorry, ich dachte jetzt..." Er setzt sich wieder in Bewegung, sehr langsam, stellt die beiden Flaschen zurück, und kehrt mit zwei Sixpacks zurück - Becks. "Ey Alder, ich sagte zwei Sixpacks X²!" "Häh? Eben sagtest du Becks." Der Proll und seine beiden Kumpels schreien, als hätten sie es geprobt, gleichzeitig: "ZWEI X² OKAY??" "Zwei Sixpacks X²", füge ich sicherheitshalber von hinten hinzu, möglichst unaufdringlich. Der Nachttankenmann setzt sich wieder in Bewegung. An dieser Stelle kürze ich es ein bisschen ab. Zunächst kehrt er mit zwei Sixpacks X² und zwei Sixpacks Becks zurück, beim nächsten Anlauf hat er im Prinzip alles richtig gemacht, aber vergessen, dass er irgendwann davor die zwei Becks wieder weggestellt hatte, und als er die holen gegangen ist, fällt allen Beteiligten auf, dass man die Coke völlig vergessen hatte. Einer der Prolls dreht durch und beginnt, an die Scheibe zu trommeln. "Kriegst du das jetzt endlich auf die Reihe du kleiner %$§&!§, sonst §$%/& ich dir deine %&/§!!?% " usw. Unbehaglich drehe ich mich um, hinter mir haben sich inzwischen vier weitere Kunden angesammelt. Einer geht gerade wieder. Da geht der Nachtankenmann noch mal ans Regal, holt die Coke, und hat scheinbar endlich alles beisammen. Oh Gott die Luckys, denke ich noch, als es auch schon losgeht. "DIE LUCKYS MANN!!! WO SIND DIE LUCKYS???" Einer der anderen Prolls hält seinen Kumpel an der Schulter fest. "Komm vergiss es." Es klappt, sie zahlen und fahren weg. Ich atme auf und bin endlich an der Reihe. "Bitte die 6 und eine Schachtel Luckys." Es war kein guter Scherz, er rutschte mir nur so raus. Unbeirrt tigert der Nachttankenmann los und kehrt mit einer Stange Luckys zurück. Verständnislos sehe ich ihn an. Er zögert kurz und sagt "Äh, war das Schachtel oder Stange?"
[Hier beginnt leider die Fiktion:]
Ich zertrümmerte die Scheibe, zerrte ihn raus und schlug ihn zusammen.

7/15/2006

Der Morgen danach

Heute morgen, oder besser Mittag, bin ich noch mal raus in den Garten meiner Vermieterin, den sie mir freundlich, wenn auch nicht ganz ohne Widerstand, für die Geburtstagsfeier überlassen hatte. Ich hoffte, dass sie noch nicht da gewesen war und ich das Restchaos, das uns gestern noch entgangen war, schnell noch beseitigen konnte. Als ich den Garten betrat, dachte ich mich trifft der Schlag. Die letzten angekokelten Holzstücke, die wir in der Nacht in der Feuerstelle abgelöscht hatten, hatten sich wieder entzündet und brannten munter vor sich hin - vermutlich schon seit Stunden. Was leicht hätte ins Auge gehen können, von meiner Vermieterin ganz zu schweigen. Mit mehreren Gießkannenladungen Wasser und einer Flasche Pepsi löschte ich das Feuer erneut. Diesmal ging ich auf Nummer sicher. Die von einem Ring umgebene Feuerstelle verwandelte sich in einen kleinen Swimming Pool. Na das war ja noch mal gut gegangen. Zurück zu Hause läuft mir prompt meine Vermieterin über den Weg. War sie morgens schon im Garten gewesen? Sie lächelt. Lächeln ist gut, denke ich. "Na wie war ihre Party?" erkundigt sich Frau K. "Danke, sehr schön", antworte ich, "nochmals vielen Dank dass ich ihren Garten dafür nehmen konnte." - "Ach, das ist doch selbstverständlich. Mir hat es ja auch etwas gebracht." - "Ja? Was denn?" frage ich interessiert. "Na als ich heute Morgen früh in den Garten ging, habe ich gesehen, dass noch einige kleine Glutreste in der Feuerstelle waren. Da ich heute Abend selbst Gäste eingeladen habe, konnte ich aus dem bisschen Glut das Feuer noch mal hochziehen und lasse es jetzt einfach durchbrennen bis heute Abend." Ich spüre etwas kaltes in meinem Magen. "Das... ist wundervoll," sage ich.

Die Liste der Woche

Die Top Five Glückwünsche zu meiner diesjährigen Geburtstagsfete

5. Man ist nur so alt wie man sich fühlt.
4. Es ist doch nur eine Zahl.
3. Schön, dass du das trotzdem feiern kannst.
2. Ich finde du siehst jünger aus... obwohl... nee doch nicht.
1. Du bist am Ende.

7/09/2006

Die Liste der Woche

Dinge, die Materazzi zu Zidane gesagt haben könnte

8. Deine Mutter sagte letzte Nacht auch, dass ihr heute scheitern werdet.
7. Respekt, so eine Kondition in deinem Alter.
6. Was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen haben.
5. Ich kann mir nicht vorstellen dass man mit Glatze wirklich mehr Kopfballpower hat.
4. Zizou... erinnere dich an die Hypnokonditionierung gestern nacht... "Rosebud"! "Rosebud"!
3. Hilf mir mal, ich hab so ein Stechen in der Brust, ich glaub da hat sich ein Nerv eingeklemmt.
2. Pass auf wir spielen Pamplona. Wetten ich kann ausweichen?
1. Hey, mach doch jetzt bitte mal was echt dummes.

7/08/2006

Untot

Auf dem Weg nach Hause hatte ich heute morgen eine interessante Begegnung. Ich ging gerade, leicht bis mittelschwer angetrunken, die Bleichstraße hinunter, als ich in einer Hofeinfahrt eine Frau sah, die verzweifelt vor einer verschlossenen Tür stand und sich die Fingernägel am Türrahmen blutig kratzte. Am Boden lagen Drähte, verknittert und verbogen, offenbar Zeichen eines misslungenen Versuchs, das Türschloss zu knacken. Ich trat näher und erkannte, dass es meine damalige Freundin aus meiner Zivizeit vor vielen Jahren war. Sie hatte sich in all der Zeit überhaupt nicht verändert. Außer, dass diesmal Tränen in ihren Augen standen. Sie schien mich nicht zu erkennen und stammelte mit wirrem Blick "Ich wohne hier... ich muss hier rein...". Angesichts unserer Vergangenheit muss ich zugeben, dass mir der Anblick ihres offenkundigen Unbehagens nicht gänzlich zuwider war. "Du wohnst hier in der Stadt? Seit wann? Wann bist du aus Mainz weg?" "Ich muss hier rein", ihre Finger krallten sich in meinem Hemdkragen, Mascararinnsale bedeckten ihre Wangen, "ich habe meine Schlüssel verloren und ich muss hier REIN! JETZT!!" Über den Horizont traten die ersten Sonnenstrahlen, trafen auf ihren nach wie vor wunderschönen Körper und sie explodierte in einer Wolke aus Staub. "Jungejunge", dachte ich, "dass ich das nicht damals schon gemerkt habe." Ich wischte mir den Staub vom Kragen und ging weiter.

8. Juli 2006

Das kleine Finale. Irgendwie ist das eine ziemlich undankbare Sache. Die Euphorie lange tot, grausam dahingemeuchelt von den Italienern, und das einzige, was undankbarer ist als der dritte Platz, ist wohl der zweite. Aber irgendwie will man es ja doch sehn. Oder muss, weil die Fifa es von einem erwartet, keine Ahnung. Also verabredet man sich, findet sich vorm Fernseher oder im Open Air ein, nur noch jeder Dritte mit einer halbherzig und schlampig auf die Backe gekritzelten Deutschlandfahne, und sieht interessiert, aber nicht elektrisiert, den Spielzügen zu. Und dann entwickelt sich Magie. Die Bälle prasseln ins gegnerische Netz, Kahn grinst, die Sprechchöre erwachen. Und am Ende fühlt es sich irgendwie doch ganz gut an, irgendwie - wie ein kleines Finale eben. Weil wir gut sind, und weil wir die WM gewonnen hätten, hätten die Sterne günstiger gestanden. Absolut überraschend antwortet Kahn nach dem Spiel auf die obligatorische Frage nach seiner Zukunft nicht mit dem obligatorischen "Mal sehen", sondern mit einer klaren Ansage. Und so wird die Nacht feiernswert durch einen beinharten Sieg und ein kleines Stück gefühlte Geschichte, und endlich komme ich mal wieder nach 5 nach Hause.

7/04/2006

4. Juli 2006

Der Gau von Dortmund.
118 Minuten geht nichts, und dann zwei Tore in zwei Minuten, eine gedehnte Sekunde vom wahrscheinlich rettenden Elfmeter entfernt.
Enttäuschung, Betrug, Fassungslosigkeit.
Keine Pointe diesmal.

6/21/2006

Easy Arcor

Es klingelt. Es ist meine Vermieterin.
Frau K.: "Entschuldigen Sie die Störung, ich wollte mal fragen, betreiben Sie Internettelefonie?"
Ich: "Nein, ich bin bei Arcor."
Frau K.: "Wir haben da nämlich ein kleines Problem im Haus, und zwar ist in allen Wohnungen öfters der Fernsehempfang gestört. Ein Fachmann sagte mir, dass das daran liegt dass einer der Mieter bei "easy" übers Internet telefoniert, den Anschluss aber nicht entstört hat."
Ich: "Das ist ja ärgerlich. War mir nicht aufgefallen, weil ich kein Fernsehen habe. Aber ich bin bei Arcor."
Frau K.: "Sind Sie sicher?"
Ich: "Aber ja."
Frau K.: "Weil, wenn man den Anschluss nicht von einem Fachmann einrichten lässt, kommt es zu diesen Störungen."#
Ich: "Okay. Aber ich bin bei Arcor."
Frau K.: "Ich meine ja nur, wenn, dann muss man das von einem Fachmann einrichten lassen."
Ich: "Ich bin nicht bei easy."
Frau K.: "Das war aber in Ihrer Post."
Ich: "Ich bin bei Arcor."
Frau K.: "Ich sage ja nur, wenn Sie bei easy wären, dann müssten Sie den Anschluss von einem Fachmann einrichten lassen."
Ich: "Ich bin bei Arcor."
Frau K.: "Dann ist ja alles klar. Weil, der easy Anschluss müsste professionell enstört werden."
Ich: "Gut. Ich bin bei Arcor."
Frau K.: "Ok, das wollt ich nur sagen. Weil, wenn Sie bei easy sind, müssten Sie das machen."
Ich: "Ich bin aber bei Arcor, Frau K."
Frau K.: "Ich wollt´s nur sagen. Weil der easy Anschluss ist ein echtes Problem. Dann schönen Tag noch!"

Die Liste der Woche

WM-Mannschaften, zu denen deutsche Mädchen halten

8. Die mit dem schönsten Trikot
7. Die mit der buntesten Flagge
6. Die mit dem hübschesten Torwart
5. Die mit dem hübschesten Stürmer
4. Die mit dem Spieler, der nach gegnerischen Toren immer so traurige Augen hat
3. Die für die kein anderer im Raum ist
2. Schweden
1. Kassel Huskies

6/11/2006

Frau Kottmann

Zwei Stockwerke unter mir leben die Eheleute Kottmann. Beide so um die 70 und sehr zuvorkommend, sind sie die nettesten Nachbarn, die man sich vorstellen kann. Unlängst haben sie mich dann zu ihrer Grillparty eingeladen. Ich dachte mir, ich geh mal auf ein kleines Steak vorbei. Pünktlich um halb 7 betrat ich (zum ersten Mal) die schöne Wiese hinter unserem Mietshaus, die die Kottmanns mit gemietet haben, und die man nur durch ihre Terassentür betreten kann. Auf der Wiese stand ein weißer Tisch, an dem sieben oder acht Leute im Alter der Kottmanns saßen. Bevor ich mich vorstellen konnte, begrüßte mich schon einer der Gäste, eine ebenfalls sehr lieb aussehende ältere Dame, mit meinem Namen. Frau Kottmann stellte mich dann trotzdem noch mal vor, beschrieb mich als sehr liebenswerten Nachbarn und fügte dann hinzu: "Aber da muss ich sie gerade mal was fragen, warum sind sie denn gestern Nacht um halb drei nach Hause gekommen und gleich darauf wieder weggefahren?" Die freundlich-neugierigen Blicke der Gäste auf mir ruhend, antwortete ich "Oh das tut mir leid, habe ich Sie beim Wegfahren geweckt?" "Nein nein", erwiderte Frau Kottmann, "ich war sowieso wach. Ich hatte mich auch nur gewundert. Als ich heute mit meiner Schwester telefonierte, fragte ich sie auch gleich, ob sie eine Theorie hätte. Sie meinte, er hätte sicher auf der WM-Party eine nette Frau getroffen und wäre dann kurz nach Hause gefahren, um nochmal zu duschen und Präservative zu holen." Stille. Nach wie vor freundlich-neugiereige Blicke der Gäste. "Frau Kottman", sagte ich, "Sie sind die interessantesten Nachbarn, die ich je hatte."

5/18/2006

Wirklich dumme Fragen, Folge 1

Donnerstag Nachmittag. Ich möchte den Müll aus meiner Wohnung im dritten Stock heruntertragen, doch der Eimer rutscht mir aus der Hand. Der Müll ergießt sich über das gesamte Treppenhaus bis ins Erdgeschoss. Der Eimer poltert immerhin ein Stockwerk weit und knallt dann gegen die Haustür meiner Vermieterin. Sofort öffnet sich die Tür, meine Vermieterin blickt sich kurz um und sagt: "Muss das sein?"

4/22/2006

Old Friends Long Gone

Vor fast einem Jahr (der Geburtstag rückt näher) habe ich hier die gewagte These aufgestellt, dass Star Trek leider tot ist. ["Gewagt" natürlich nur für Freunde des Franchises, alle übrigen wird es kaum jucken - deshalb ist es ja tot.] Jedenfalls habe ich eben das T-Shirt zum Zeitgeist entdeckt, mit dem meine These wohl leider als im kollektiven kulturellen Archiv zementiert durchgehen dürfte:
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4/09/2006

Urzeitkrebse - Das Experiment : Psychic Lenin 4

Ich wusste, dass Lenin irgendwann zurückgekrochen kommen würde, und hatte mir fest vorgenommen, in diesem Falle hart zu bleiben, und wenn Elvis sich tausend mal langweilte. Doch als Lenin schließlich gestern vor der Tür stand, wurde ich dann doch schwach. Seine Augen waren tränenunterlaufen, seine ektoplasmatische Gestalt hatte einen leichten Grünstich, und auch seiner Argumentation ("Ich bin vielleicht ein Geist, aber die, die sind besessen!") konnte ich mich nur schwerlich verschließen. Also ließ ich ihn wieder einziehen. Während die Wohnung sich mit dem wohligen Duft frischgebackenen Apfelkuchens füllte und Lenin große Mühe an den Tag legte, die Schrittgeräusche so leise wie möglich zu halten, erlag ich für 30 Minuten dem Eindruck, diesmal könnte es wirklich funktionieren, ja begann mir sogar Vorwürfe zu machen. Hatte ich neulich nicht überreagiert? War es wirklich angemessen gewesen, ihn rauszuschmeissen und zu meiner alten WG zu schicken? Wie gesagt, es dauerte genau eine halbe Stunde. Dann fielen die ersten Gäste in meine Wohnung ein, und Elvis teilte mir verschmitzt lächelnd mit, er habe zur Feier des Tages eine "ganz spontane Willkommensparty organisiert". Und ob es mir etwas ausmachen würde, in der Küche weiter zu arbeiten, während sie im Wohnzimmer ein bisschen feiern. Alle waren sie gekommen, Jim Morrison, Falco, Lady Di, die Mördermumie, Hui Buh und Herr Riebmann. Ich hörte mich noch sagen "OK aber haltet es schön flach und macht keinen Ärger", da vernahm ich auch schon ein platschendes Geräusch und sah wie sich meine Urzeitkrebse über den Parkettboden ergossen und jämmerlich verreckten. Lenin hatte seinen berühmten "Ohne Hände" Trick gezeigt, das Plastiktütenaquarium war mit dem frei schwebenden Fernseher kollidiert und auf dem Boden zerplatzt. "Mann Lenin!", schrie ich, "Entwickel mal Hemmungen!" Ich hab sie alle rausgeschmissen, alle, auch Elvis. Ich werde versuchen, die Krebse zu trocknen und neu schlüpfen zu lassen, aber viele Hoffnungen mach ich mir nicht.

4/04/2006

Urzeitkrebse - Das Experiment: It´s alive Igor!

Freudig gebe ich bekannt, dass kein Zweifel mehr möglich ist und begrüße auf dem Erdenrund (bzw in meinem Plastiktütenaquarium) die neue Generation der Urzeitkrebse: Welcome Lars, Edwin, Horst, Malte, Gernot, Chandler, Emma, Lolle, Frieda und Liv!

4/03/2006

Urzeitkrebse - Das Experiment: Evolution

Ich bin mir sicher, dass eines der Krebsjungen/Algenblättchen/Staubpartikelchen angefangen hat, sich eigentständig zu bewegen. Im Prinzip wäre ich ja auch zufrieden, wenn sich da gerade eine neue, mobile Algenform entwickelt. Ich nenne ihn Lars.

Erste Hilfe

Dieses Wochenende sollte ich also einen Erste-Hilfe-Kurs machen. Darauf bestand mein Arbeitgeber, denn der alte war schon viel zu lange her. Nämlich dreineinhalb Jahre. Drei wären ja ok gewesen, aber dreieinhalb, „da kann ich leider nichts machen, Herr...“. Nun gut, denke ich, immerhin wird dieser Kurs im Gegensatz zu dem letzten konkret an die Bedürfnisse meines Berufs angelehnt sein, so dass ich mich zumindest spezialisieren kann und die Zeit nicht völlig unnütz vergeude. Am ersten Kurstag jedoch kommt der etwas überforderte Kursleiter, Kumpeltyp, rein und fragt erst mal in die Runde, wer wir eigentlich seien. Moment, sage ich, ich denke der Kurs sei genau auf uns zugeschnitten. Ist er aber nicht, sorry.

Wirklich gerissen ist mir der Geduldsfaden aber, als der Kursleiter anfing, die Sache pädagogisch wertvoll aufzuziehen. Also anstatt „die Fakten vermitteln und fertig“ wählte er die Methode des freien Assoziierens und Erzählens von eigenen Erfahrungen, um diese dann nach ausführlichen Unterrichtsgesprächen auf seine Folien zu beziehen. OK. Das ist wahrscheinlich nicht mal falsch gewesen, aber an diesem Tag zu dieser Stunde dachte ich, ich drehe durch.

Natürlich war auch wieder das gesamte Personal, das einen echten Erste-Hilfe-Kurs konstituiert, vorhanden. Der kleine vorgebildete mit Brille, der unter Verwendung von Fachbegriffen die Kursinhalte zu erweitern versucht. Die kritische Jungintelektuelle, die alle 30 Minuten bestimmte Inhalte kritisch hinterfragt. Die klemmige, gemütliche Grundschullehrerin, die es so unfassbar witzig findet, eine Gummipuppe zu beatmen, dass sie vor lauter Lachen nicht mehr zum Luftholen kommt. Der Held, der schon diverse Menschen unter Einsatz seines Lebens aus tödlicher Gefahr rettete, und zwar in Situationen, in die er zufällig hineinstolperte und wo ein weniger heroischer Mensch vielleicht weggesehen hätte. Und natürlich der kleine Arsch, der sich all das ansieht und hinterher auf seinen Blog schreibt.

Und so nahm das Verhängnis seinen Lauf.

Ausbilder: „Waren Sie schon mal in einer Ersthelfer-Situation?“
Held: „Ich habe einen Menschen, der sich das Leben nehmen wollte, im letzten Moment von den Gleisen gezogen.“ [anerkennende Blicke und zustimmendes Raunen der Kursteilnehmer]
Ich: „Ich habe mal gesehen, wie sich ein Selbstmörder umentschieden hatte und schnell von den Gleisen wegkommen wollte; da hab ich ihn festgebunden.“ [Stille. Unsichere Blicke der Kursteilnehmer, z.T. Abscheu]

Wieder ein Wochenende dahin, aber falls ich die Tage ein Unfallopfer im Graben finde, werde ich noch effizienter helfen können als zuvor. Auch wenn´s der Held ist.

3/28/2006

Urzeitkrebse - Das Experiment: Schrödingers Katze

Die Urzeitkrebse sind geschlüpft. Vielleicht. So genau kann man das leider gar nicht sagen, insofern hat sich nichts gegenüber früher geändert. Denn die kleinen, transparenten Blättchen, die teilweise durchs Wasser treiben, könnten Krebse sein - könnten aber auch einfach Staubpartikel sein, die ins Wasser gefallen sind. Oder kleine Algenbröckchen. Gewissheit könnte ein Elektronenmikroskop verschaffen, aber da ich ein solches nicht besitze, muss ich wohl oder übel noch etwas warten, bis die Kleinen etwas größer werden. Wenn sie denn überhaupt da sind. Je nachdem wie sich die Tatsache, dass das Aquarium unter ständiger Beobachtung steht, auf die Realität des Inhalts auswirkt.

3/24/2006

Urzeitkrebse - Das Experiment Tag 3

Nach 48 Stunden habe ich heute morgen die Krebseier eingerührt und das Aquarium auf die Heizung gestellt. Bisher tut sich nichts, aber laut Packungsbeilage kann es bis zu drei Tage dauern, bis die ersten Urzeitkrebse schlüpfen und damit anfangen, sich Häuser zu bauen, eine Industrie zu entwickeln und Religionskriege zu beginnen.

3/21/2006

Urzeitkrebse - Das Experiment

Im letzten August war an dieser Stelle von der Rückkehr des coolsten Magazins der Welt - Yps mit Gimmick - an die Kioske die Rede. Es schien bei dieser einen Ausgabe zu bleiben, die als Testballon konzipiert war und keine weiteren nach sich zog. Inzwischen aber scheinen die Leute vom Ehapa Verlag die Verkaufszahlen neu bewertet zu haben, und so gibt es seit März diesen Jahres wieder eine neue, fortlaufende Yps-Reihe. Und das beste ist: Sie haben gleich zu Beginn das legendärste Gimmick reingenommen, das sie je am Start hatten - Die Urzeitkrebse!
 
Praktischerweise haben sie diesmal auch gleich noch ein Aquarium dazugepackt. Heute habe ich dann am Kiosk zugeschlagen und werde nun das Experiment öffentlich machen. Ab heute züchte ich Urzeitkrebse! Als erstes gilt es, das Wasser aufzusetzen und 48 Stunden stehen zu lassen. Zuletzt habe ich das vor etwa 20 Jahren probiert, zweimal. Beim ersten Mal haben sie ca. 2 Stunden gelebt, beim zweiten Mal sind sie gar nicht erst geschlüpft. Wetten werden entgegengenommen. Posted by Picasa

2/26/2006

A History Of Violence

Unlängst habe ich im Kino einen der besten Filme seit langer Zeit gesehen: "A History Of Violence". Wie so viele Filme in letzter Zeit basiert der Film auf einem Comic, oder besser: auf einer Graphic Novel, die allerdings so ziemlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit veröffentlicht wurde.

 

In dem Film geht es um den Coffee Shop Wirt Tom, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Denn eines Tages, nachdem er unfreiwillig zum Local Hero und damit zum Medienliebling wird, werden einige düstere Gestalten auf ihn aufmerksam, die noch eine Rechnung mit ihm offen haben: Der Mob von Philadelphia. Einst nämlich war der Mann nicht Tom, sondern Joey, ein skrupelloser Killer. Doch davon weiß niemand etwas, nicht einmal seine Frau oder seine beiden Kinder, die er aufrichtig liebt. Denn der Killer hat sich selbst getötet - er hat vor vielen Jahren Schluss mit seiner Vergangenheit gemacht und sich ein neues Leben aufgebaut.

Nun aber holt ihn seine Vergangenheit auf brutale Weise ein, und am Ende der Geschehnisse hat er seine Familie zwar von der physischen Gefahr bewahrt, doch seine wahre (?) Identität liegt nun offen.

Doch was ist eigentlich seine wahre Identität? Was ist Identität überhaupt und was ist Schuld? Das ist es, worim es in History eigentlich geht. Tom erklärt seiner Frau, dass er Joey getötet hat. Er ist damals in die Wüste gegangen und brachte sich um, um als neuer Mensch wiedergeboren zu werden - er ging als Joey und kehrte als Tom zurück.

Die eigentliche Frage ist - ist dieser Mensch Joey oder Tom? Kann Tom, offensichtlich ein neuer Mensch, zur Verantwortung gezogen werden für die Taten eines Menschen, der für seine Vergehen mit dem "Tod" bezahlt hat? Kann ein Mensch sich selbst auslöschen und neu erschaffen? Oder ist er ein gnadenloser und außerordentlich brutaler Killer, der zur Rechenschaft gezogen werden muss. Der Regisseur inszeniert die zurückkehrenden Mafiosi als mythische, übermenschliche Archetypen, mehr Engel als Mensch. Und Tom hat nur eine Möglichkeit, seine Familie zu retten: Er muss wieder zu Joey werden und seine Vergangenheit in Ordnung bringen, und zwar durch eine der größten aller Sünden, den Brudermord. Die Tragik besteht darin, dass er, um seine Familie - die Sinn und Inhalt von Toms Leben ist - zu retten, zu dem werden muss, was mit seinem Leben und seiner Familie unvereinbar ist. Und wie kann er alles, was sein Leben ausmacht, retten, wenn er all das genau dadurch verlöre? Der Film endet mit einem der überwältigendsten offenen Enden der Filmgeschichte. Posted by Picasa

1/28/2006

Psychic Lenin 3

Als ich heute wieder einmal – zum zweiten Mal innerhalb nur eines Tages – das Ectoplasma in der Küche aufwischen musste, ist mir der Kragen geplatzt. „Lenin“, sagte ich, „so geht das nicht weiter. Dass es hier überall nach Apfelkuchen duftet, ist ja ne feine Sache, aber auf diese ewige Aufwischerei und die ständigen nächtlichen Klopfgeräusche hab ich langsam echt keinen Bock mehr!“ Natürlich hat er wieder die Mitleidstour geschoben, aber diesmal ließ ich mich nicht beeindrucken. Ich stellte ihn vor die Wahl, entweder Ausziehen oder einen Exorzisten. Ich gab ihm noch die Adresse meiner alten WG, dann ist er beleidigt abgedampft. Sollen die sich doch mit ihm rumärgern, die haben wenigstens wechselnden Putzdienst und nachts rumspuken tut da sowieso immer jemand.

1/20/2006

Conspiracy Of One

Endlich finde ich die Zeit für etwas sehr naheliegendes - Einen Beitrag zu einem meiner Lieblingsthemen: Verschwörungstheorien.
Verschwörungstheorien faszinieren. Sie erklären abweichende Beobachtungen von Ereignissen, die zwar eine natürlich Folge subjektiven Welterlebens sind, aber für den Verschwörungstheoretiker zum objektiven Beweise dafür werden, dass etwas nicht stimmt mit der Welt, und zwar im großen Stil. Dieser wird ein Opfer einer natürlichen menschlichen Disposition: Der Wahrnehmung in Mustern. Der menschliche Geist ist so konstruiert, dass er permanent Muster im Geschehen um ihn herum zu erkennen versucht, um sie, eingeordnet in auf diese Weise gewonnene Schemata, besser abspeichern und verstehen zu können. Dem Verschöwrungstheoretiker wird dieses Prinzip zum Verhängnis: Im typischen Fall ein Mensch, der mit seinem eigenen Leben nicht klar kommt, eröffnet sich hier eine neue und plötzlich sinngefüllte Welt, in der Verbindungen zwischen verschiedenen realen Ereignissen enstehen, die in ihrer Komplexität von mysteriösen Fädenziehern im Hintergrund kontrolliert sein müssen - und plötzlich gehört dieser Mensch einer Elite an, einem engen Kreis von Leuten mit dem wahren Durchblick. Und so wird das Leben schlagartig erträglich: Denn all die Leute, denen es vermeintlich besser geht, sind nur Schafe, die nicht ahnen, was wirklich um sie herum geschieht. Und auch die Welt wird plötzlich - paradoxerweise angesichts der allmächtigen Verschwörung, die eigentlich Resignation und Hoffnungslosigkeit auslösen sollte - zu einem erträglicheren Ort, denn alles ist besser als die Kontrolle durch gar nichts. Die komplizierte und chaotische Welt kann nun gedeutet werden und diese Erklärungen sind einfach, verständlich und leider falsch.
Darüber hinaus sind Verschwörungstheorien natürlich auch schlicht unterhaltsam gegenüber dem langweiligen Leben.
Zu meinen absoluten Lieblings-Verschwörungstheorien zählen die Reichsdeutschen von Neuschwabenland, eng verknüpft mit der Hohle-Welt-Theorie (hier ein sehr coole Interview dazu) und die Theorie der Chemtrails. Aber das sind nur wenige von sehr vielen.
Es gibt da allerdings eine Theorie, an die ich - was immer das gemäß meinen obigen Ausführungen über mich aussagt - nach einiger Beschäftigung tatsächlich glaube: Der Selbstmord des Hackers Tron, der auch meines Erachtens kein Selbstmord war. Wir erinnern uns: In den 90ern wird der Hacker Boris F. erhängt in einem Park in Berlin gefunden, nachdem er zuvor 5 Tage verschollen war. Obwohl der Gürtel, an dem er erhängt wurde, nachweislich nicht sein eigener gewesen sein kann, obwohl er aufgrund eines selten Defekts in der räumlichen Wahrnehmung nicht in der Lage war, das knifflige Drahtgestell zu binden, und obwohl in seinem Körper unverdaute Speisereste von vor fünf Tagen gefunden wurden, wo er doch laut offiziellem Ermittlungsbericht erst am fünften Tag seines Verschwindens Selbstmord begangen haben kann, wurden die Ermittlungen boykottiert und verschleppt. Hierzu gibt es, als eine von zahlreichen Quellen, einen interessanten Artikel von der taz.

1/01/2006

Perlen der Filmgeschichte 1

Heute Abend habe ich „Troll 2“ gesehen, möglicherweise die geilste Trash-Granate aller Zeiten und dadurch auch Anlass zu dieser neuen Rubrik. Bevor Missverständnisse aufkommen: 1.Dieser Film ist keine Parodie, sondern versteht sich als genuiner, absolut ernst gemeinter Vertreter des Horror-Genres. 2.Ich bin begeistert von diesem Film.

Bei „Troll 2“ handelt es sich um die Fortsetzung eines Films namens (Überraschung) „Troll“, den ich irgendwann Anfang der 90er mal auf Video gesehen hatte und der auch schon nicht von schlechten Eltern war. Aber was war das schon gegen diesen Film!

„Troll 2“ ist unfassbar schlecht. Er ist so schlecht, dass es eigentlich keine denkbare Rechtfertigung für dessen Existenz gibt. Normale menschliche Wesen wären einfach nicht in der Lage, einen solchen Film zu produzieren und doch sehe ich die DVD hier vor mir liegen. Die Ed Wood Gesamtedition ist gegen „Troll 2“ ein Meisterwerk für Cineasten. Ich liebe diesen Film.

Der Inhalt:
Die Familie des kleinen Josh hat sich etwas besonderes zum Urlaub überlegt: Sie tauschen die Wohnung mit einer Familie aus dem amerikanischen 26-Seelen-Kaff „Nilbog“ („Nilbog“, ok? Man buchstabiert es N-I-L-B-O-G. Habt ihrs? Wenn nicht, kein Problem, Joshs Familie ist verhängnisvollerweise genauso langsam.) Das bringt uns auch schon zum ersten ganz großen Plus des Films, es kommen nämlich gar keine Trolle vor, sondern nur ein Rudel Goblins – zwergenhafte kleine Monster aus der keltischen Folklore. Diese Goblins sind also die wahren Einwohner von Nilbog, die sich lediglich als Menschen tarnen und zu ausgewählten Zeitpunkten ihre menschlichen Masken fallen lassen. Das ist cool, weil das Budget nur für drei Troll-Masken reichte, die immer und immer wieder im schnellen Wechsel gezeigt werden, wenn das Drehbuch einen Angriff der ganzen Horde (26 an der Zahl) erfordert. Die Masken sind unbeweglich und erkennbar aus Pappmaché, was den Effekt noch genialer gestaltet. Die meiste Zeit aber laufen die Goblins als Menschen herum, z.B. Als Sheriff „Gene Freak", der nebenher auch noch der Gemeindeprediger ist und in seinen Preidgten ausschließlich das „Symbol der Erbsünde“, Fleisch, thematisiert. (Gene: „Flesh! And by flesh, I mean all that stinking, disgusting meat!“ - Versammlung: „Bäh!“ - Gene: „Hamburgers, steaks that stink! Sausages and hot dogs!“ - Versammlung: „Ugh!“). Warum er das tut? Nun, die Goblins sind Vegetarier. Und das führt uns zu ihrem diabolischen Plan: Immer wieder locken sie Familien in ihr Dorf, um sie durch verzaubertes Essen in lebendes Gemüse zu verwandeln und sie danach zu verschlingen! Angeführt werden die Goblins von der mehrere Jahrtausende alten Druidin Creedence, die so unglaublich schlecht und überdreht schausspielert, dass William Shatner dagegen zum Shakespeare-Mimen wird. (Trotzdem stiehlt ihr die Schauspielerin von Joshs zickiger Schwester Holly locker die Show.)

Doch mit Josh hat die Familie, ohne es zu ahnen, ein As im Ärmel. Der nämlich steht in regem Kontakt zu seinem unlängst verstorbenen Großvater, der ihn vor der großen Gefahr warnt, in der seine Famile schwebt. Obwohl der Großvater Josh erklärt, dass dieser auf sich allein gestellt sei, greift er im Verlauf der Handlung immer wieder in Joshs Kampf ein, sei es mit nützlichen Tips, oder indem er mal eben für 30 Sekunden die Zeit anhält, oder nützliche Dinge wie Molotov-Cocktails aus dem Jenseits rüberschickt.

Joshs Eltern sind natürlich gegenüber den Warnungen des Kleinen und dessen Phantastereien ignorant. Das führt zu vielen unvergesslichen Szenen, z.B. wenn Josh seine Familie davor bewahrt, die vergifteten Troll-Pancakes zu Essen, in dem er auf diese drauf pinkelt. (Eine Idee seines Großvaters.)

Aber auch andere Szenen brennen sich ins Gehirn. Da ist zum Beispiel eine, in der es während einer Folge von drei Schnitten innerhalb des selben Gesprächs erst Tag, dann tiefste Nacht, dann wieder heller Tag ist. Oder die Verwandlungen der bemitleidenswerten Goblin-Opfer in lebendes Gemüse, die immer damit beginnen, dass den Betroffenen aus allen Poren Chlorophyl spritzt. Oder der arme Freund von Holly, den Creedence zu einem Wesen halb Mensch, halb Yuccapalme gemacht hat: Creedence topft ihn ein, damit er nicht weglaufen kann. Als sein Kumpel versucht, ihn aus Creedence´ Wohnung zu ziehen, zersägt die Druiden kurzerhand beide mit ihrer Motorsäge.

Am Ende kann die Familie die Goblins besiegen, indem sie deren Heiligtum, ein paar alte Steine, anfassen. Diese befinden sich in Creedences Haus und werden wiederholt als „Stonehenge“ bezeichnet.

Seht euch den diesen Film an. Er ist ab 18, aber das macht nichts. Wirklich.



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Terror Alert Level