1/28/2006

Psychic Lenin 3

Als ich heute wieder einmal – zum zweiten Mal innerhalb nur eines Tages – das Ectoplasma in der Küche aufwischen musste, ist mir der Kragen geplatzt. „Lenin“, sagte ich, „so geht das nicht weiter. Dass es hier überall nach Apfelkuchen duftet, ist ja ne feine Sache, aber auf diese ewige Aufwischerei und die ständigen nächtlichen Klopfgeräusche hab ich langsam echt keinen Bock mehr!“ Natürlich hat er wieder die Mitleidstour geschoben, aber diesmal ließ ich mich nicht beeindrucken. Ich stellte ihn vor die Wahl, entweder Ausziehen oder einen Exorzisten. Ich gab ihm noch die Adresse meiner alten WG, dann ist er beleidigt abgedampft. Sollen die sich doch mit ihm rumärgern, die haben wenigstens wechselnden Putzdienst und nachts rumspuken tut da sowieso immer jemand.

1/20/2006

Conspiracy Of One

Endlich finde ich die Zeit für etwas sehr naheliegendes - Einen Beitrag zu einem meiner Lieblingsthemen: Verschwörungstheorien.
Verschwörungstheorien faszinieren. Sie erklären abweichende Beobachtungen von Ereignissen, die zwar eine natürlich Folge subjektiven Welterlebens sind, aber für den Verschwörungstheoretiker zum objektiven Beweise dafür werden, dass etwas nicht stimmt mit der Welt, und zwar im großen Stil. Dieser wird ein Opfer einer natürlichen menschlichen Disposition: Der Wahrnehmung in Mustern. Der menschliche Geist ist so konstruiert, dass er permanent Muster im Geschehen um ihn herum zu erkennen versucht, um sie, eingeordnet in auf diese Weise gewonnene Schemata, besser abspeichern und verstehen zu können. Dem Verschöwrungstheoretiker wird dieses Prinzip zum Verhängnis: Im typischen Fall ein Mensch, der mit seinem eigenen Leben nicht klar kommt, eröffnet sich hier eine neue und plötzlich sinngefüllte Welt, in der Verbindungen zwischen verschiedenen realen Ereignissen enstehen, die in ihrer Komplexität von mysteriösen Fädenziehern im Hintergrund kontrolliert sein müssen - und plötzlich gehört dieser Mensch einer Elite an, einem engen Kreis von Leuten mit dem wahren Durchblick. Und so wird das Leben schlagartig erträglich: Denn all die Leute, denen es vermeintlich besser geht, sind nur Schafe, die nicht ahnen, was wirklich um sie herum geschieht. Und auch die Welt wird plötzlich - paradoxerweise angesichts der allmächtigen Verschwörung, die eigentlich Resignation und Hoffnungslosigkeit auslösen sollte - zu einem erträglicheren Ort, denn alles ist besser als die Kontrolle durch gar nichts. Die komplizierte und chaotische Welt kann nun gedeutet werden und diese Erklärungen sind einfach, verständlich und leider falsch.
Darüber hinaus sind Verschwörungstheorien natürlich auch schlicht unterhaltsam gegenüber dem langweiligen Leben.
Zu meinen absoluten Lieblings-Verschwörungstheorien zählen die Reichsdeutschen von Neuschwabenland, eng verknüpft mit der Hohle-Welt-Theorie (hier ein sehr coole Interview dazu) und die Theorie der Chemtrails. Aber das sind nur wenige von sehr vielen.
Es gibt da allerdings eine Theorie, an die ich - was immer das gemäß meinen obigen Ausführungen über mich aussagt - nach einiger Beschäftigung tatsächlich glaube: Der Selbstmord des Hackers Tron, der auch meines Erachtens kein Selbstmord war. Wir erinnern uns: In den 90ern wird der Hacker Boris F. erhängt in einem Park in Berlin gefunden, nachdem er zuvor 5 Tage verschollen war. Obwohl der Gürtel, an dem er erhängt wurde, nachweislich nicht sein eigener gewesen sein kann, obwohl er aufgrund eines selten Defekts in der räumlichen Wahrnehmung nicht in der Lage war, das knifflige Drahtgestell zu binden, und obwohl in seinem Körper unverdaute Speisereste von vor fünf Tagen gefunden wurden, wo er doch laut offiziellem Ermittlungsbericht erst am fünften Tag seines Verschwindens Selbstmord begangen haben kann, wurden die Ermittlungen boykottiert und verschleppt. Hierzu gibt es, als eine von zahlreichen Quellen, einen interessanten Artikel von der taz.

1/01/2006

Perlen der Filmgeschichte 1

Heute Abend habe ich „Troll 2“ gesehen, möglicherweise die geilste Trash-Granate aller Zeiten und dadurch auch Anlass zu dieser neuen Rubrik. Bevor Missverständnisse aufkommen: 1.Dieser Film ist keine Parodie, sondern versteht sich als genuiner, absolut ernst gemeinter Vertreter des Horror-Genres. 2.Ich bin begeistert von diesem Film.

Bei „Troll 2“ handelt es sich um die Fortsetzung eines Films namens (Überraschung) „Troll“, den ich irgendwann Anfang der 90er mal auf Video gesehen hatte und der auch schon nicht von schlechten Eltern war. Aber was war das schon gegen diesen Film!

„Troll 2“ ist unfassbar schlecht. Er ist so schlecht, dass es eigentlich keine denkbare Rechtfertigung für dessen Existenz gibt. Normale menschliche Wesen wären einfach nicht in der Lage, einen solchen Film zu produzieren und doch sehe ich die DVD hier vor mir liegen. Die Ed Wood Gesamtedition ist gegen „Troll 2“ ein Meisterwerk für Cineasten. Ich liebe diesen Film.

Der Inhalt:
Die Familie des kleinen Josh hat sich etwas besonderes zum Urlaub überlegt: Sie tauschen die Wohnung mit einer Familie aus dem amerikanischen 26-Seelen-Kaff „Nilbog“ („Nilbog“, ok? Man buchstabiert es N-I-L-B-O-G. Habt ihrs? Wenn nicht, kein Problem, Joshs Familie ist verhängnisvollerweise genauso langsam.) Das bringt uns auch schon zum ersten ganz großen Plus des Films, es kommen nämlich gar keine Trolle vor, sondern nur ein Rudel Goblins – zwergenhafte kleine Monster aus der keltischen Folklore. Diese Goblins sind also die wahren Einwohner von Nilbog, die sich lediglich als Menschen tarnen und zu ausgewählten Zeitpunkten ihre menschlichen Masken fallen lassen. Das ist cool, weil das Budget nur für drei Troll-Masken reichte, die immer und immer wieder im schnellen Wechsel gezeigt werden, wenn das Drehbuch einen Angriff der ganzen Horde (26 an der Zahl) erfordert. Die Masken sind unbeweglich und erkennbar aus Pappmaché, was den Effekt noch genialer gestaltet. Die meiste Zeit aber laufen die Goblins als Menschen herum, z.B. Als Sheriff „Gene Freak", der nebenher auch noch der Gemeindeprediger ist und in seinen Preidgten ausschließlich das „Symbol der Erbsünde“, Fleisch, thematisiert. (Gene: „Flesh! And by flesh, I mean all that stinking, disgusting meat!“ - Versammlung: „Bäh!“ - Gene: „Hamburgers, steaks that stink! Sausages and hot dogs!“ - Versammlung: „Ugh!“). Warum er das tut? Nun, die Goblins sind Vegetarier. Und das führt uns zu ihrem diabolischen Plan: Immer wieder locken sie Familien in ihr Dorf, um sie durch verzaubertes Essen in lebendes Gemüse zu verwandeln und sie danach zu verschlingen! Angeführt werden die Goblins von der mehrere Jahrtausende alten Druidin Creedence, die so unglaublich schlecht und überdreht schausspielert, dass William Shatner dagegen zum Shakespeare-Mimen wird. (Trotzdem stiehlt ihr die Schauspielerin von Joshs zickiger Schwester Holly locker die Show.)

Doch mit Josh hat die Familie, ohne es zu ahnen, ein As im Ärmel. Der nämlich steht in regem Kontakt zu seinem unlängst verstorbenen Großvater, der ihn vor der großen Gefahr warnt, in der seine Famile schwebt. Obwohl der Großvater Josh erklärt, dass dieser auf sich allein gestellt sei, greift er im Verlauf der Handlung immer wieder in Joshs Kampf ein, sei es mit nützlichen Tips, oder indem er mal eben für 30 Sekunden die Zeit anhält, oder nützliche Dinge wie Molotov-Cocktails aus dem Jenseits rüberschickt.

Joshs Eltern sind natürlich gegenüber den Warnungen des Kleinen und dessen Phantastereien ignorant. Das führt zu vielen unvergesslichen Szenen, z.B. wenn Josh seine Familie davor bewahrt, die vergifteten Troll-Pancakes zu Essen, in dem er auf diese drauf pinkelt. (Eine Idee seines Großvaters.)

Aber auch andere Szenen brennen sich ins Gehirn. Da ist zum Beispiel eine, in der es während einer Folge von drei Schnitten innerhalb des selben Gesprächs erst Tag, dann tiefste Nacht, dann wieder heller Tag ist. Oder die Verwandlungen der bemitleidenswerten Goblin-Opfer in lebendes Gemüse, die immer damit beginnen, dass den Betroffenen aus allen Poren Chlorophyl spritzt. Oder der arme Freund von Holly, den Creedence zu einem Wesen halb Mensch, halb Yuccapalme gemacht hat: Creedence topft ihn ein, damit er nicht weglaufen kann. Als sein Kumpel versucht, ihn aus Creedence´ Wohnung zu ziehen, zersägt die Druiden kurzerhand beide mit ihrer Motorsäge.

Am Ende kann die Familie die Goblins besiegen, indem sie deren Heiligtum, ein paar alte Steine, anfassen. Diese befinden sich in Creedences Haus und werden wiederholt als „Stonehenge“ bezeichnet.

Seht euch den diesen Film an. Er ist ab 18, aber das macht nichts. Wirklich.



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