7/17/2007

Harry Potter And The Deathly Hallows

Über Kanäle, auf die ich hier nicht näher eingehen kann, und die mindestens zwei Menschen das Leben kosteten, ist mir der Inhalt des am 21. Juli erscheinenden, siebten Harry Potter Romans zugegangen. Für alle Interessierten habe ich mich entschlossen, ihn hier, im Schutze der relativen Anonymität, preiszugeben. Bitte lest es aber wirklich nur, wenn ihr euch die Vorfreude und die Spannung nicht kaputt machen wollt.

Das Buch wird 1250 Seiten haben, lässt sich aber, wie wir es von J.K. Rowling gewohnt sind, relativ knapp zusammenfassen.

Die Handlung beginnt zeitnah am Ende des sechsten Bandes, kurz nach der Trauerfeier für Dumbledore, und zwar gleich mit der ersten überraschenden Wendung. Snape, der lange so tat als sei er ein Böser, dabei aber eigentlich ein Guter war, bis enthüllt wurde, dass er lediglich so tat, als sei er ein Guter, eigentlich aber ein Böser war, ist ein Guter. Er steigt mit Harry, Hermine und Ron in das Dunkle Portal, um Sirius zurückzuholen. Kaum ist dies geglückt, wird aber offenbar, dass Sirius in Wirklichkeit Voldemort war, der auf diese Weise die Guten dazu bringen wollte, nach seiner Seele und seinem Körper nun auch seine Nase aus dem Jenseits zurückzuholen.

Nachdem seine Nase wieder mit seinem Körper und seiner Seele vereint ist, ist er noch mächtiger als zuvor, tötet Snape, doch Harry, Hermine und Ron können entkommen. Sie treffen in Sirius´ Elternhaus mit den anderen Mitgliedern des Orden des Phönix zusammen, um Pläne für die letzte Schlacht zu schmieden. Groß ist jedoch das Entsetzen, als sie realisieren, dass Voldemort von diesem Treffen weiß, und zwar durch Professor Lupin, der in Wirklichkeit Mutter Weasly ist. Voldemort erscheint und faltet das ganze Haus in sich zusammen, nur Harry, Hermine, Ron und Neville entkommen und retten sich in ein Gebüsch.

Durch ein Gespräch, das sie mit Hilfe der Langziehohren der Zwillinge belauschen können, erhalten sie verschiedenen Informationen, die sie mit Hilfe der alten Prophezeiung Voldemorts zu einer erschreckenden neuen Erkenntnis zusammenfügen können: Nicht Harry ist der prophezeite Erzfeind Voldemorts, sondern Neville. Neville fällt vor Schreck tot um, und so scheint alle Hoffnung, Voldemort doch noch zu besiegen, verloren. Ratlos wendet sich Harry an Ron und Hermine, aber die sind immer noch im Gebüsch und kriegen nichts mehr mit. So fasst Harry einen letzten, verzweifelten Entschluss: Voldemort direkt und mit seiner größten Schwäche zu konfrontieren. Es kommt zum finalen Treffen von Prota- und Antagonist. Harry stellt sich Voldemort und bittet ihn darum, bevor der ihn tötet, noch auf ein Butterbier irgendwohin zu gehen. Voldemort, siegestrunken, willigt ein. Über dem Butterbier macht Harry Voldemort dann darauf aufmerksam, dass dieser bei all seinen Bemühungen bisher eines vermissen ließ: ein Motiv. In einem ergreifenden Monolog erkennt Voldemort seinen Fehlgang: dass ihm bei all seinen Bemühungen, Tod und Verzweiflung über die Zaubererwelt zu bringen, nie ganz klar war, wieso eigentlich. Gewalt als Selbstzweck, so erklärt ihm Harry, ist fruchtlos und unethisch und Voldemort trinkt sein Butterbier aus und stürzt sich von den White Cliffs. Die Zaubererwelt ist dankbar und überglücklich und feiert zehn Tage lang, bis auf Ron und Hermine, die immer noch im Gebüsch zugange sind.

7/07/2007

Perlen der Filmgeschichte 2 - Zeckenzüchter

Zecken sind überall, sie sind zahlreich und gemein und Fokus einer wachsenden Paranoia, die früher selbstverständliche Vergnügen wie z.B. sich in hohem Gras zu räkeln, zu einer beliebten Mutprobe vorstädtischer Ghettogangs macht. Der Visionär des Trashhorrorfilms, Tony Randel, war seiner Zeit mal wieder weit voraus, als er in den 90ern ebenjene Arachniden zum Gegenstand eines wirklich coolen Films machte, in welchem mutierte Riesenzecken Jagd auf dysfunktionale Jugendliche machten.

Der Film heißt im Original "Ticks", also "Zecken", was eigentlich ein ganz guter Titel ist, jedoch die deutschen Verleiher wie üblich wenig beeindruckte und sie stattdessen mit dem grenzdebilen Titel "C2 - Killerinsect" aufwarten ließ. Ich meine, ok, es ist ja auch ein grenzdebiler Film, aber eben im positiven Sinne.

Zur Handlung: Zwei Sozialarbeiter fahren eine Gruppe Jugendlicher auf eine Selbsterfahrungsfreizeit in eine Blockhütte im tiefsten Wald. Also, ich glaube, dass es irgendwie um Selbsterfahrung geht, so genau wird das nämlich nicht erklärt. Die Jugendlichen sind zum Teil Kriminelle, andere wiederum haben einfach nur pychologische Probleme wie Phobien oder Nymphomanie, aber irgendwie soll ihnen allen der Wald wohl helfen. Und es ist ja auch egal, Hauptsache sie sind in der Wildnis und fern von den Hilfsmöglichkeiten des Zivilisationsapparats. Und den könnten sie doch so gut gebrauchen, als sie feststellen müssen, dass sie in eben jener Blockhütte von blutgierigen Riesenzecken umzinglt sind, die durch verbotene Pflanzenschutzmittel habgieriger Mariuana-Farmer zu dackelgroßen Monstern mutiert sind.

Der Film handelt also davon, wie sich die Jugendlichen samt den beiden unfähigen Pädagogen außerordentlich ideenreich gegen die Blutsauger verteidigen, wobei - unvermeidlich - schließlich auch die beiden Drogenfarmer dazustoßen, die natürlich archetypische Suppenkasperschurken aus dem Groschenromannirvana sind und zusammen über zwei bis drei Gesichtsausdrücke verfügen (und damit den Schauspielern der Jugendlichen locker die Show stehlen).

Die Zecken selbst sind die eigentlichen Stars. Die Plastikkreaturen sausen, offensichtlich an Seilen gezogen, durchs Unterholz und stürzen sich auf ihre arglosen Opfer, wobei sie mehr Schleim und Sabber produzieren als vergleichsweise mutierte Nacktschnecken. (Memo an mich - Drehbuchidee: Killerschnecken.) Erwähnt werden sollte an dieser Stelle, dass den mutierten Zecken auch Haifischzähne gewachsen sind.

Schließlich verschanzen sich die Jugendlichen in ihrer Blockhütte, doch der inzwischen unvermeidlich ausgebrochene Waldbrand treibt leider alle Zecken ebendorthin. (Weil kein Geld für einen Waldbrand über war, fackelten die Filmmacher einige zwei Zentimeter große Baumatrappen ab, die in lächerlich stark vergrößerten Streichholzflammen langsam verkokeln.) Als die Gefahr schließlich gebannt scheint, platzt aus einem Zeckenopfer plötzlich eine walfischgroße Zecke heraus - mit einer Erklärung hält man sich hier nicht mehr großartig auf - so dass die überlebenden Jugendlichen noch einen Endgegner zum Überwinden haben, bevor sie endlich in ihrem Kleinbus zurück in die Zivilisation flüchten können. Nicht ohne zuvor einen aus unerfindlichen Gründen mitten im Wald befindlichen Gastank (!) zu sprengen und somit alle Zecken in die Zeckenhölle zu schicken.

Das coolste aber sind wieder mal die haarsträubenden Dialoge. Gleich zu Beginn wird man auf das Kommende eingestimmt, wenn einer der Protagonisten sich vorstellt mit den Worten: "Man nennt mich Panic, weil ich nie Panik kriege." Von da an geht es dann bergab.

Der Film ist nicht ironisch gemeint und gerade dadurch absolut großartige Unterhaltung. Und das ist schließlich etwas, woran selbst Größen wie Scorsese oder Fincher mitunter scheiterten.

7/04/2007

In Leder, ohne Lack


Die Bild bringt in Zusammenarbeit mit dem Herder Verlag eine Bibel raus. Nicht zum ersten Mal, denn es gab ja vor relativ kurzer Zeit schon einmal die "Volksbibel", aber diesmal ist das ganze noch geschmackvoller und heiliger, wie der Pressetext erläutert:

"Eine limitierte Sonderedition der Heiligen Schrift - zum Namenstag des Papstes am 11. Juli - In aufwändiger Ausstattung verlegen BILD und Herder Verlag diese einmalige Bibelausgabe. Die dem Heiligen Vater gewidmete Bibel wird in feines weißes Rindspaltleder gebunden sein. Die edle Verarbeitung wird von einem dreiseitigen Goldschnitt und zwei Lesebändchen in den Farben des Vatikans (Weiß und Gelb) abgerundet. Neben dem vollständigen Bibeltext in der bewährten "Herder-Übersetzung" wird die Bibel einen vierfarbigen Sonderteil enthalten mit vielen Fotos und kurzen Texten Papst Benediks."

Schick. Und das heißt ja wohl dann auch, dass "us Bene", Kopf der Katholischen Kirche und Streiter für das Zölibat, die Bild-Zeitung alles in allem ziemlich dufte findet. Aber das verwirrt mich jetzt etwas. Denn die Bild, die glänzt ja nicht nur durch ethische Fragwürdigkeit der Aufbereitung so ziemlich aller Inhalte. Sondern sie finanziert sich vor allem durch Anzeigen von "willigen Telefonsexschlampen" und Informationen über Rabattaktionen in Bordellen; bietet Services wie den "Seitensprungtip des Tages" oder "Das Mädchen von Seite 1", das sich aus irgendeinem hanebüchenen Grund immer gerade ausgezogen hat; bestreitet in ihrem Onlineauftritt eine ganze eigene Rubrik mit Sex-Webcams; und vieles, vieles mehr. Ist das jetzt nicht irgendwie -- etwas widersprüchlich?

Aber ich vermute mal, ich als Nichtkatholik hab da einfach wieder irgendwas nicht verstanden.

7/02/2007

Das Geheimnis dieses Sommers

Lange hatte ich gerätselt wie das eigentlich sein kann, Global Warming allenthalben, aber hier nur Regen und Kälte. Heute dann entdeckte ich die schreckliche Wahrheit. Ich war unten in der Waschküche, die Maschine volladen und Wäsche von der Leine nehmen. Da hörte ich aus dem - stets verschlossenen - Heizungskeller ein merkwürdiges Geräusch. Eine Art glucksendes, bösartiges Lachen. Ich sah herüber zur Tür und bemerkte, dass sie nur angelehnt war. Ich schlich näher heran und spähte durch den Türspalt. Drinnen konnte ich im fahlen, von einer nackten Glühbirne gespeisten Licht meine Vermieterin ausmachen. Sie saß vor mehreren, an eine kantige Maschine angeschlossenen Monitoren und starrte in Gedanken versunken aus pupillenlosen Augen auf die Bildschirme. Einige zeigten sich bewegende Graphen und EKG-artige Wellenlinien, andere Aufnahmen der oberen Atmosphäre, wieder andere Satellitenbilder von Wolkenwirbeln über dem europäischen Kontinent. In einem roten Fluoreszentdisplay blinkten sich ständig selbst aktualisierende Daten: "Kaltfrontgenerator online - Niederschlagsmultiplikator bei 80% steigend - Energetische Solareinwegspiegel in oberer Stratosphäre ausgerichtet usw. An der Wand hing ein Poster von Daniel Düsentrieb. Ich atmete vor Erstaunen laut hörbar aus. Meine Vermieterin fuhr herum.
- "Oh, Herr [x], was machen Sie denn hier?" Mit einem leisen *plopp* kamen ihre Pupillen zurück. Mich beschlich aus unerfindlichen Gründen ein Gefühl von Déjà Vu.
- "Ich... ich hol nur meine Wäsche. Und was machen Sie...?"
- "Ach das... das ist nur die neue Hauswärmepumpe... ich überprüfe nur ob sie richtig läuft... und sehe dabei -- fern, ja, den -- Wetterbericht, damit es nicht so langweilig ist."
- "...verstehe..."
- "Jaaaa.... ja genau."
Längeres Schweigen. In der Ferne krächzte ein Bussard. Da war das Gefühl wieder.
- "War denn sonst noch was, Herr...?"
- "Nein. Nein, alles super."
- "Dann noch einen schönen Tag Ihnen."
- "Danke. Äh, gleichfalls."
- "Und machen Sie bitte die Tür zu."
- "Ja.... mach ich. Auf wiedersehen."
- "Und falls Sie das Haus verlassen, denken Sie bitte daran, die Haustür zu schließen."
Ich schloss die Tür und verließ den Keller. Ich trat an die frische Luft. Mühsam versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen. Das Wetter, dachte ich, selbst das Wetter. Wer hätte das gedacht.


 
Terror Alert Level