7/08/2006

Untot

Auf dem Weg nach Hause hatte ich heute morgen eine interessante Begegnung. Ich ging gerade, leicht bis mittelschwer angetrunken, die Bleichstraße hinunter, als ich in einer Hofeinfahrt eine Frau sah, die verzweifelt vor einer verschlossenen Tür stand und sich die Fingernägel am Türrahmen blutig kratzte. Am Boden lagen Drähte, verknittert und verbogen, offenbar Zeichen eines misslungenen Versuchs, das Türschloss zu knacken. Ich trat näher und erkannte, dass es meine damalige Freundin aus meiner Zivizeit vor vielen Jahren war. Sie hatte sich in all der Zeit überhaupt nicht verändert. Außer, dass diesmal Tränen in ihren Augen standen. Sie schien mich nicht zu erkennen und stammelte mit wirrem Blick "Ich wohne hier... ich muss hier rein...". Angesichts unserer Vergangenheit muss ich zugeben, dass mir der Anblick ihres offenkundigen Unbehagens nicht gänzlich zuwider war. "Du wohnst hier in der Stadt? Seit wann? Wann bist du aus Mainz weg?" "Ich muss hier rein", ihre Finger krallten sich in meinem Hemdkragen, Mascararinnsale bedeckten ihre Wangen, "ich habe meine Schlüssel verloren und ich muss hier REIN! JETZT!!" Über den Horizont traten die ersten Sonnenstrahlen, trafen auf ihren nach wie vor wunderschönen Körper und sie explodierte in einer Wolke aus Staub. "Jungejunge", dachte ich, "dass ich das nicht damals schon gemerkt habe." Ich wischte mir den Staub vom Kragen und ging weiter.

4 comments:

traui said...

Ich würde es bei der Deutung die Traums mit der freudschen Theorie probieren ...

Anonymous said...

Wahrheit oder Fiktion?

lars_alexander said...

Nur ein Versuch, Aufmerksamkeit zu erregen, um auch mal einen Blogartikel zu schreiben, der dann vorgelesen wird ;o)

Anonymous said...

Gießen scheint ein Gefahrenherd für solche Begegnungen zu sein. Zum Glück ist dir dabei nichts passiert.
Als ich eine solche Begegnung hatte, musste ich hinterher ins Krankenhaus. Im Unikrankenhaus Gießen gibt es viele gute Spezialisten, die sich damit auskennen...
UMD

 
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