7/04/2007

In Leder, ohne Lack


Die Bild bringt in Zusammenarbeit mit dem Herder Verlag eine Bibel raus. Nicht zum ersten Mal, denn es gab ja vor relativ kurzer Zeit schon einmal die "Volksbibel", aber diesmal ist das ganze noch geschmackvoller und heiliger, wie der Pressetext erläutert:

"Eine limitierte Sonderedition der Heiligen Schrift - zum Namenstag des Papstes am 11. Juli - In aufwändiger Ausstattung verlegen BILD und Herder Verlag diese einmalige Bibelausgabe. Die dem Heiligen Vater gewidmete Bibel wird in feines weißes Rindspaltleder gebunden sein. Die edle Verarbeitung wird von einem dreiseitigen Goldschnitt und zwei Lesebändchen in den Farben des Vatikans (Weiß und Gelb) abgerundet. Neben dem vollständigen Bibeltext in der bewährten "Herder-Übersetzung" wird die Bibel einen vierfarbigen Sonderteil enthalten mit vielen Fotos und kurzen Texten Papst Benediks."

Schick. Und das heißt ja wohl dann auch, dass "us Bene", Kopf der Katholischen Kirche und Streiter für das Zölibat, die Bild-Zeitung alles in allem ziemlich dufte findet. Aber das verwirrt mich jetzt etwas. Denn die Bild, die glänzt ja nicht nur durch ethische Fragwürdigkeit der Aufbereitung so ziemlich aller Inhalte. Sondern sie finanziert sich vor allem durch Anzeigen von "willigen Telefonsexschlampen" und Informationen über Rabattaktionen in Bordellen; bietet Services wie den "Seitensprungtip des Tages" oder "Das Mädchen von Seite 1", das sich aus irgendeinem hanebüchenen Grund immer gerade ausgezogen hat; bestreitet in ihrem Onlineauftritt eine ganze eigene Rubrik mit Sex-Webcams; und vieles, vieles mehr. Ist das jetzt nicht irgendwie -- etwas widersprüchlich?

Aber ich vermute mal, ich als Nichtkatholik hab da einfach wieder irgendwas nicht verstanden.

13 comments:

Marens Langeweile said...

Ich möchte dem Papst gerne gute Absichten unterstellen.

Jesus ging zu den Zöllnern, der Papst zur Bild.

Eine einfache und doch beeindruckende Parallele.

Vance Astro said...

Jesus hat das Evangelium nicht von den Zöllnern vermarkten und finanzieren lassen.

Marens Langeweile said...

Vielleicht ist er einfach nicht auf die Idee gekommen.

lars_alexander said...

Vielleicht verfolgt der Benedikt ein ähnliches Konzept wie Rob Bell und Co. ?

@ronny: Was Jesus betrifft ein gutes Argument.
Was die Kirchen betrifft: Wann haben sich die Kirchen denn nicht von Zöllnern finanzieren lassen? ;o)

@maren: "Ich möchte dem Papst gerne gute Absichten unterstellen." Das ist eine schöne Formulierung. Ich möchte auch vielen Leuten gute Absichten unterstellen. Nur kann ich mich selbst davon nicht überzeugen. :o)

traui said...

@alex: ich finde im prinzip hat sich die kirche immer wieder von zoellnern (diktatoren, voelkermoerdern, ...) finanzieren lassen ... und tut es sicher noch

traui said...

One group is motivated by pure love, knowing that I am here defending the Message, wanting to help. The others, now that I'm out of the picture, are merely greedy, hoping to get something out of it for themselves. Their motives are bad. ...

So how am I to respond? I've decided that I really don't care about their motives, whether mixed, bad, or indifferent. Every time one of them opens his mouth, Christ is proclaimed, so I just cheer them on! *Philipper 1

Vance Astro said...

Vielleicht passt da rein allegorisch doch besser die Nummer im Tempel? Hier noch was cooles dazu: http://www.bildblog.de/2356/bild-verschlaeft-bild-bibel-start

lars_alexander said...

@traui: Das ist wohl leider so.

Woher ist die Übersetzung? The Message?

Anonymous said...

Hat schon jemand in die neue Benedikt-Bild-Bibel hineingesehen... Mich würde interessieren, ob sie auch so viele Lügen enthält... Und natürlich Bilder von "Sünderinnen"...
@lars_alexander: Wo siehst du den Zusammenhang zu Rob
@maren langweilt sich: Ich finde den Vergleich zu Jesus etwas unpassend. Jesus hat die Sünder angenommen, ihnen Wertschätzung entgegengebracht und ihnen aber auch gehofen umzukehren ... aber er hat sie nicht ins Boot geholt, was sein Erlösungswerk oder seine Bibelauslegung angeht...
@traui: Wie sagen die Juristen so schön: Keine Gleichheit im Unrecht!

lars_alexander said...

@unterwegs: Wenn Rob Bell mit Craig Gross (von xxxchurch.com) Bibeln an Pornostars und Zuschauer verteilt, dann ist das ungefähr so wie Bibeln an Bildleser zu verkaufen. Mit dem Unterschied, dass die Bildleser möglicherweise noch mehr mit Fakes und Lügen zugeballert werden.

Der Unterschied zwischen Rob Bell und dem Pabst ist dagegen, dass Rob Bell einen Diskurs unterstützt, der auf der anderen Seite nicht zu sehen ist bzw. verhindert wird. Dass die Bild eine Bibel herausgibt, wenn in der selben Zeitung Werbung gemacht wird, die darauf abzielt, Menschen in ihrer Sehnsucht nach erfüllter Sexualität und Sinnlichkeit hemmungslos abzuzocken und auszubeuten... - fragwürdig.
Aber vielleicht verbirgt sich dahinter das Konzept, 'wer viel Schuld auf sich geladen hat, hat auch viel zu beichten und braucht den Herrn nur umsomehr...'

Hin und wieder frag ich mich aber auch, ob seitens der Kirche eine andere Auffassung von menschlicher Sexualität (Erotik als Kultur), als der in der Bild dargestellten Telefonsexschlampen überhaupt besteht.

Wird Zeit, das Hohelied Salomons mal in zeitgenössischer Sprache zu veröffentlichen und am besten zu verfilmen. Aber das wäre dann ja Hardcore-Pornographie und das kann ja irgendwie nicht sein, was? :o)

Anonymous said...

@ lars_alexander:
Ich frage mich gerade, wie man "Deine beiden Brüste sind wie junge Zwillinge von Gazellen, die unter den Lilien weiden." und ähnliche poetische Aussagen aus dem Hohelied Salomos verfilmen kann...

lars_alexander said...

Naja... also mir fallen da so ein paar Sachen ein :o) Schließlich geht's ja nicht um die Gazellen...

traui said...

Ja, The Message

 
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