7/07/2007

Perlen der Filmgeschichte 2 - Zeckenzüchter

Zecken sind überall, sie sind zahlreich und gemein und Fokus einer wachsenden Paranoia, die früher selbstverständliche Vergnügen wie z.B. sich in hohem Gras zu räkeln, zu einer beliebten Mutprobe vorstädtischer Ghettogangs macht. Der Visionär des Trashhorrorfilms, Tony Randel, war seiner Zeit mal wieder weit voraus, als er in den 90ern ebenjene Arachniden zum Gegenstand eines wirklich coolen Films machte, in welchem mutierte Riesenzecken Jagd auf dysfunktionale Jugendliche machten.

Der Film heißt im Original "Ticks", also "Zecken", was eigentlich ein ganz guter Titel ist, jedoch die deutschen Verleiher wie üblich wenig beeindruckte und sie stattdessen mit dem grenzdebilen Titel "C2 - Killerinsect" aufwarten ließ. Ich meine, ok, es ist ja auch ein grenzdebiler Film, aber eben im positiven Sinne.

Zur Handlung: Zwei Sozialarbeiter fahren eine Gruppe Jugendlicher auf eine Selbsterfahrungsfreizeit in eine Blockhütte im tiefsten Wald. Also, ich glaube, dass es irgendwie um Selbsterfahrung geht, so genau wird das nämlich nicht erklärt. Die Jugendlichen sind zum Teil Kriminelle, andere wiederum haben einfach nur pychologische Probleme wie Phobien oder Nymphomanie, aber irgendwie soll ihnen allen der Wald wohl helfen. Und es ist ja auch egal, Hauptsache sie sind in der Wildnis und fern von den Hilfsmöglichkeiten des Zivilisationsapparats. Und den könnten sie doch so gut gebrauchen, als sie feststellen müssen, dass sie in eben jener Blockhütte von blutgierigen Riesenzecken umzinglt sind, die durch verbotene Pflanzenschutzmittel habgieriger Mariuana-Farmer zu dackelgroßen Monstern mutiert sind.

Der Film handelt also davon, wie sich die Jugendlichen samt den beiden unfähigen Pädagogen außerordentlich ideenreich gegen die Blutsauger verteidigen, wobei - unvermeidlich - schließlich auch die beiden Drogenfarmer dazustoßen, die natürlich archetypische Suppenkasperschurken aus dem Groschenromannirvana sind und zusammen über zwei bis drei Gesichtsausdrücke verfügen (und damit den Schauspielern der Jugendlichen locker die Show stehlen).

Die Zecken selbst sind die eigentlichen Stars. Die Plastikkreaturen sausen, offensichtlich an Seilen gezogen, durchs Unterholz und stürzen sich auf ihre arglosen Opfer, wobei sie mehr Schleim und Sabber produzieren als vergleichsweise mutierte Nacktschnecken. (Memo an mich - Drehbuchidee: Killerschnecken.) Erwähnt werden sollte an dieser Stelle, dass den mutierten Zecken auch Haifischzähne gewachsen sind.

Schließlich verschanzen sich die Jugendlichen in ihrer Blockhütte, doch der inzwischen unvermeidlich ausgebrochene Waldbrand treibt leider alle Zecken ebendorthin. (Weil kein Geld für einen Waldbrand über war, fackelten die Filmmacher einige zwei Zentimeter große Baumatrappen ab, die in lächerlich stark vergrößerten Streichholzflammen langsam verkokeln.) Als die Gefahr schließlich gebannt scheint, platzt aus einem Zeckenopfer plötzlich eine walfischgroße Zecke heraus - mit einer Erklärung hält man sich hier nicht mehr großartig auf - so dass die überlebenden Jugendlichen noch einen Endgegner zum Überwinden haben, bevor sie endlich in ihrem Kleinbus zurück in die Zivilisation flüchten können. Nicht ohne zuvor einen aus unerfindlichen Gründen mitten im Wald befindlichen Gastank (!) zu sprengen und somit alle Zecken in die Zeckenhölle zu schicken.

Das coolste aber sind wieder mal die haarsträubenden Dialoge. Gleich zu Beginn wird man auf das Kommende eingestimmt, wenn einer der Protagonisten sich vorstellt mit den Worten: "Man nennt mich Panic, weil ich nie Panik kriege." Von da an geht es dann bergab.

Der Film ist nicht ironisch gemeint und gerade dadurch absolut großartige Unterhaltung. Und das ist schließlich etwas, woran selbst Größen wie Scorsese oder Fincher mitunter scheiterten.

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