Ich mag keine Zombie-Filme. Der erste Vertreter dieses Genres, George A. Romeros legendäres „Night Of The Living Dead“ war noch ´ne ziemlich coole Sache, da es sich hierbei ja eigentlich um einen abgrundtief zynischen Kommentar auf die Degeneration der westlichen Gesellschaft handelte. Viel mehr gab es aber dazu nicht mehr zu sagen, weshalb alle 30.000 folgenden Zombie-Filme diese Idee nur immer wieder aufbrühten – oder das ganze gleich wegließen und einfach nur 90 Minuten Gemetzel zeigten. Zum Thema war eigentlich alles gesagt, weshalb alle folgenden, nach dem ewig gleichen Schema ablaufenden Streifen nur noch langweilig waren und sich folglich durch stetig hochgeschraubten Ekel-Faktor an der Befriedigung ganz anderer Bedürfnisse versuchten. (Was geschickt war, denn so konnte die Zielgruppe beruhigt ihren sadistischen Bedürfnissen nachgehen und dies mit dem immer wieder neu entdeckten politischen Subtext rechtfertigen.)
Das war also meine Meinung zu Zombiefilmen. Bis ich jetzt durch Zufall in einer Horror-Anthologie etwas so geiles entdeckt habe, dass ich versucht bin, meine Meinung zu revidieren: Joe Dantes „Homecoming“.
Um was geht’s?
In einer Talkshow des amerikanischen und rechten Senders FOX reagiert ein Politiker auf die Frage nach dem „Warum“ des Irakkrieges und dem Tode hunderter Soldaten mit dem gespielt emotionalen Ausbruch: „If I had one wish, I´d wish for these fallen American soldiers to come back. Because then, they would tell us that they are proud. Proud that they have fallen for a just cause and their country.“ Leider wird sein Wunsch – von wem auch immer – erhört, und die im Irakkrieg gefallenen Soldaten kehren tatsächlich zurück, und zwar als verschimmelnde Untote. Allerdings nicht, um sich an Menschenfleisch gütlich zu tun. Zunächst reagiert Amerika euphorisch: „I do not want to mock an obviously lesser God, but I guess these Islamist fundamentalists are pretty freaked out by this holy sign of our one true Lord, that the USA will prevail.“ Als die Zombies jedoch eine Pressekonferenz einberufen und erklären, dass sie zurückgekommen sind, um bei der anstehenden Wahl gegen den amtierenden Präsidenten und für jeden zu stimmen, der diesen „auf Lügen basierenden Krieg“ beendet, ändert sich die Meinung der Republikaner und der religiösen Rechten: „This satanic hellspawn is a sign for the end of days, and the devil sent them to make us walk astray from our path.“
Man beginnt, sich Sorgen um die Wiederwahl zu machen: „Can´t we just ignore them? What damage can a couple of hundred votes do to an national election campaign?“ - „One word: Florida.“ - „Oh.“ Der Versuch, die Zombies auf rechtlichem Weg ihres Wahlrechts zu berauben, scheitert jedoch, und die Wahlnacht scheint das Ende der Bush-Administration zu besiegeln. Doch die Präsidentenberaterin hat auch hier eine Lösung: „The people may vote – but we count the votes.“ Und tatsächlich verliert die Linke erneut die Wahl.
Woraufhin die Gefallenen aller amerikanischen Kriege auferstehen, die USA überrennen und Washington besetzen.
Joe Dante ist eine bekennende linke Zecke und liefert hier den ultimativen Kommentar zur aktuellen politischen Situation ab. Die untoten Soldaten sind die Träger der Moral, die rechte Regierung dagegen ein machtpolitisch und heuchlerisch agierendes Instrument, welches mit einer bewussten Lüge – den berüchtigten „weapons of mass destruction“ - einen Krieg entfacht, um ganz eigene Interessen zu verfolgen. Da Bush niemals namentlich genannt wird, können sich die Macher des Films hier so richtig weit aus dem Fenster lehnen („He is not stupid. He has a way of making stupid people believe he´s like them.“) und eine brutale Breitseite nach der anderen abfeuern. Die Söhne Amerikas aber erteilen ihrer Regierung schließlich die finale Lektion: „You don´t play games at the cost of other peoples´ lifes.“ Mit diesem einen Satz aus dem überrannten Washington bringt der Film seine Botschaft und den ganzen Wahnsinn der aktuellen Situation auf den Punkt – dass die Regierung mittels einer Lüge einen Krieg anzettelte, beim Lügen erwischt wurde und – wiedergewählt wurde.
Schade dass weder die Republikaner noch die religiöse Rechte Amerikas besonders viele Horrorfilme schauen.
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2 days ago
1 comment:
Und der Durschnittshorrorfilmschauer wird die Message nicht verstehen.
Als ich in "Schindler's Liste" war gab es auch ein paar Jugendliche, die den Film als Action-Streifen verstanden haben...
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Ist ne coole Idee zu "Homecoming". Und ne gute Rezension.
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