5/16/2005

Elegie

Star Trek ist tot. Den letzten Nachweis dieser im Grunde schon allgemeinhin bekannten Tatsache brachte das vorzeitige Ende der jüngsten Star Trek Serie "Enterprise", die bereits nach vier statt der geplanten 7 Jahre überraschend das zeitliche segnete. Captain Archer und seine Crew (die bezeichnenderweise kaum noch wer kannte) verabschieden sich im Mai zwar mit einem Paukenschlag, aber sie verabschieden sich. Zum ersten Mal seit 18 Jahren gibt es somit keine Star Trek Serie mehr. Und was noch viel gewichtiger ist: Es wird wohl auch keine mehr geben, denn - kein Mensch interessiert sich noch daür.

Was war geschehen?

Es muss so im fünften oder sechsten Jahr der vorletzten Serie, "Voyager", gewesen sein, als das Produktionsteam morgens ans Set kam und feststellte, dass das ganze Star Trek Franchise tot mit dem Bauch nach oben im Wasser schwamm. Die Voyager-Serie war wie über Nacht katastrophal schlecht geworden, die Quoten waren eingebrochen, und die Betonfrisur von Captain Kathryn Janeway saß auch nicht mehr. Doch alle Häme, eine Frau habe das Franchise gegen die Wand gefahren, kam verfrüht, denn wenn Captain Janeway Star Trek die Kniescheiben weggeschossen hatte, packten Archer und seine Crew es in den Rollstuhl und stubsten diesen über die Kante eines Cliffs. "Enterprise" - für die, die diese Serie schon gar nicht mehr wahrgenommen hatten - ordnete sich dem von Star Wars verhängtem Gruppenzwang unter und versuchte sich als "Prequel" (das hatte ja schon bei Episode One so wunderbar funktioniert), das die Zeit vor Captain Kirk und seinem Schiff beleuchten sollte. Doch weder konnte "Enterprise" den Charme der ersten Serie einfangen (in der Kirk und seine Mannen sich schon mal unerschrocken auf die Jagd nach Spocks Gehirn machten, das von Außerirdischen gestohlen worden war), noch die Seriösität der Next Generation (in der Picard schon mal eine geschlagene Stunde lang mit bösartigen Sternenflottencommandern diskutieren konnte, ob Androiden eine Seele haben). Letztlich entschied man sich deshalb, einfach alte Drehbücher neu aufzulegen. Und die Quoten brachen noch in der selben Woche ein.

Letztlich entscheidend für den Untergang war aber, dass Star Trek irgendwann zwischen Voyager und Enterprise seinen Coolness-Faktor verloren hatte. War die Premiere von "Star Trek VII" in 1996 noch ein genuines Sehen-Und-Gesehen-Werden, hat sich für "Star Trek X" (in dem trotz der weitverbreiteten Fehleinschätzung Data nicht stirbt, Sammy) kaum noch wer interessiert. Tatsächlich war es plötzlich - irgendwie - auf ganz subtile Weise - ein kleines bisschen uncool, ja Geek-haft, sich das anzusehen. Das Todesurteil für jedes Franchise.

1987 lief die erste Next Generation Folge im ZDF, ich war 11, auf dem Geburtstag von Jörn, und augenblicklich angefixt. Inzwischen, 18 Jahre später, habe ich wahrscheinlich alle 726 Folgen gesehen... und nun ist es vorbei. Vorbei mit dieser großartigen Serie über das Wesen des Menschen, Toleranz, Zivilisation, Ethik und kleine Außerirdische, die Spocks Gehirn klauen. Um es mit XavierNaidoo zu sagen: Ich bin einer der letzten, der um dich weint.

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