9/11/2010

Unvermeidbar: Sarazzin oder Ecce Homo

Obwohl man den Namen Thilo Sarazzin im Moment a) nicht mehr hören kann und man b) solche in letzter Konsequenz substanzlosen Medienhypes nicht noch weiter befeuern sollte, ist mir in den Artikeln, die – zumindest – ich dazu gelesen habe, aufgefallen, dass doch zwei recht interessante Aspekte darin nicht behandelt werden. Und das, obwohl man aus diesen zwei Aspekten eine interessante, wenn auch recht misanthropische Schlussfolgerung ziehen kann.

Da ist zum einen die Tatsache, dass Sarazzins Buch bei Erscheinen ein anderes Buch von Platz #1 der Bestsellerliste verdrängt hat, welches sich im Grunde mit der selben Thematik beschäftigt: Kirsten Heises „Das Ende der Geduld“, das ich zufällig sogar gerade gelesen habe, und das sich ungleich konstruktiver, bei gleicher Direktheit und Offenheit, mit der Integrationsproblematik auseinandersetzt.

Und zum anderen, dass Sarazzin vor nicht all zu langer Zeit noch Schlagzeilen machte (und gerade von den Jubelpersern, die ihn jetzt unreflektiert zum Helden stilisieren, dafür gehasst wurde), indem er sich für eine starke Reduzierung der Arbeitslosenunterstützung stark machte, und postulierte, man könne von 4 Euro am Tag prima leben.

Was sagt uns das.

Im Grunde doch nur eins:

Der Pöbel (und hierbei seien alle Akademiker herzlich eingeschlossen) ist nur zu gerne bereit, einen konstruktiven Diskurs zugunsten wirrer Eugenik-Argumentationen aufzugeben, solange er dafür nur endlich mal wieder so richtig schön hassen kann.

Er ist nicht ansatzweise an konstruktiven Lösungsvorschlägen interessiert, solange er dafür nur endlich mal wieder so richtig schön hassen kann.

Er ist nur zu gerne bereit, zu vergessen, dass man ihm gerade noch auf zynischste Weise das Notwendigste absprechen wollte; solange er dafür nur endlich mal wieder so richtig schön hassen kann.

Damit tritt hinter dem Bedürfnis, endlich mal wieder großflächig dissen zu können, so ziemlich jedes andere Bedürfnis zurück. Und man kann es sich sogar mittels der alten "Man-muss-mal-sagen-dürfen"-Rhetorik schönreden.

 
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