11/30/2005

Unmut

Bei Meldungen, die Deutschland bewegen, holen einschlägige Blätter und TV Magazine auch gerne mal unterstützend die Meinung des „einfachen Mannes von der Straße ein“, den sie dann bitten, sich kurz zu der Sachlage zu äußern. Dann fügt man eine Sammlung von empörten Mini-Statements der eigentlichen Nachricht an. Das wird besonders gern so gehandhabt, wenn die eigentliche Meldung schon ein paar Tage alt ist und nicht mehr allzuviel hergibt. Diese Statements entbehren oftmals nicht einer gewissen Komik. Selten haben sie mich aber so weggeblasen wie bei den aktuellen Stimmen zum "Schnee-Schock-Katastrophen-Gebiet" dass nun bereits 5 Tage ohne Strom ist. So ärgert sich Michael Jaisle (33) über die ungerechte Stromverteilung in Deutschland:
"Ich habe einen totalen Hals auf die Leute, die jetzt in ihren Schaufenstern die Weihnachtsbeleuchtung an haben. Wir frieren zu Hause, und die machen so eine Festbeleuchtung. So langsam reißt uns der Geduldsfaden."
Autohändler Günther Willbrand (43) schimpft:
"Unverständlich, dass diese Masten einfach so wegbrechen."
Und dann ist da noch Eva Erhardt (51):
"Ich musste meinen Kühlschrank ausmisten. Alles verdorben. Ich mußte Lebensmittel für 300 Euro wegwerfen."
Und eine anonyme Stimme aus dem angrenzenden Gebiet:
"Wir kochen jetzt extra nur mit einer Herdplatte, um das Netz nicht zu überlasten."

11/29/2005

Gegendarstellung

In der zuletzt veröffentlichten Ausgabe der leidlich komischen Reihe "Die Liste der Woche" hat le blog du ron fälschlicherweise behauptet, Edmund Stoiber wäre in einem früheren Leben Bauchtänzerin am Hofe des Kalifen gewesen. Hierzu stellen wir fest: Herr Stoiber war in keinem früheren Leben Bauchtänzerin am Hofe des Kalifen. Er war der Rhetoriktrainer von Cäsar.
-Adolf Kleinschmitt, Pressesprecher der CSU

11/28/2005

Streifzug durch den Zaubergarten menschlichen Auswurfs

Ich bin zur Zeit ziemlich erkältet. Es ist wirklich interessant, sich mal die Zeit zu nehmen und die verschiedenen Stadien körperlichen Auswurfs zu beobachten. Es beginnt ja immer mit sehr klarem Fließschnupfen. Der heisst so, weil er sehr dünnflüssig ist und nicht stockt. Da kann man sich eigentlich gleich ein Tempo unter die Nase binden, oder, wie ich, zwei Tampons in die Nasenlöcher stecken und gelegentlich auswringen. In der Regel ändert sich dann die Konsistenz des Nasensekrets nach den ersten 24 Stunden, so dass man am zweiten Tag von „stockendem“ Schnupfen reden kann. Die Nasenschleimhäute sind nun so stark geschwollen, dass das Sekret am Abfluss gehindert wird und sich langsam verdickt. Dabei kann es zu den verschiedensten Konsistenzstadien kommen, die sich aber relativ problemlos am aufgefalteten, benutzten Tempo nachvollziehen lassen. Die anfängliche Transparenz ist jetzt abgelöst durch einen satten beigefarbenen Ton, der, je nach Konsistenz, auch mal bis ins grünliche verschoben werden kann, und nicht selten kleine Bröckchen fester Substanz aufweist, die zuvor bereits am Naseneingang zu verkrusten begonnen hatten. Manchmal kann es in diesem Stadium helfen, das Sekret nicht durch die Nasenlöcher auszustoßen, sondern direkt aus den Nebenhöhlen in den Rachen zu ziehen und zu schlucken. Dabei verfängt sich natürlich immer eine gewisse Restmenge am Gaumenzäpfchen. Klingt der Stockschnupfen schließlich ab, ist der Infekt in der Regel zu den Bronchien gewandert (ab dem 3.-4. Tag) und hat zu Schleimbildung geführt. Dieser Schleim kann wiederum die verschiedensten Erscheinungsformen annehmen, die sich, beim Abhusten, teils am Geschmack, immer aber am äußeren Erscheinungsbild unterscheiden lassen. Im Zweifelsfall ist es hier praktisch, erst mal mit offenem Mund in die Handfläche zu husten. Bronchialschleim unterscheidet sich in der Faserigkeit und in der häufigeren Verschienbung hin zum gelblichen bzw., bei trockener Luft, bräunlichen, von Sekret der nasalen Schleimhäute. Geschmacklich korrespondieren jedoch beide mit einer Verschiebung zum süßlichen hin, analog zur Zunahme der Zähflüssigkeit. Es sei denn, es ist Blut dabei.

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11/27/2005

Psychic Lenin

Im Museum für den sowjetischen Staatsgründer Lenin (1870-1924), das sich in dessen ehemaliger Wohnung in Samara an der Wolga befindet, hat es laut dem pragmatischen Personal vor kurzem angefangen zu spuken. Ein Geist geht um, und obwohl es niemand explizit ausspricht, ist doch allen ziemlich klar, dass nur einer hinter der ektoplasmischen Präsenz stecken kann: Lenin persönlich. Museumsdirektorin Maja Obraszowa sagte der Agentur Interfax, dass immer wieder rätselhafte Geräusche von Schritten zu hören seien. "Einmal fanden wir morgens ein benutztes Bett in Lenins Zimmer vor, obwohl nachts die Tür verschlossen war", beteuert sie. Das verstörendste aber: Im ganzen Museum "riecht es manchmal nach frischem Apfelkuchen, der Leibspeise Lenins." Schockieren tut das allerdings weder sie noch ihr Personal: "In jedem alten Haus sollte es Gespenster geben. Wir sind mit unseren befreundet und fürchten sie nicht." Lenins Körper liegt schon seit 1924 einbalsamiert in dem Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau. Möglich, dass ihn das in letzter Zeit ein bisschen nervt.

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